Anna, die Schule und der liebe Gott

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Akelei
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Anna, die Schule und der liebe Gott

Beitrag von Akelei »

Von David Richard Precht
Der Verrat des Bildungssystems an unseren Kindern

Ich lese gerade dieses Buch und bin ganz aufgewühlt, fasziniert und auch voller Tatendrang.
Hat hier auch jemand dieses Buch gelesen und wie findet ihr es?
Hänge hier grad in der Luft und Frage mich geht es nur mir so?
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Ainoha
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Re: Anna, die Schule und der liebe Gott

Beitrag von Ainoha »

Ich hab das Buch vor ner Weile gelesen. Ich hab schon einiges anderes zu dem Thema gelesen, trotzdem fand ich es gut und informativ. Zum drüber nachdenken. Obwohl ich im Moment nicht mehr so genau zuordnen kann, was ich wo gelesen hab. :oops:
Was genau bewegt dich denn im Moment?
Liebe Grüße von mir und dem Kolibri (04/14)...
Akelei
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Re: Anna, die Schule und der liebe Gott

Beitrag von Akelei »

Ja der geschichtliche Teil ist sehr informativ und erklärt so einiges. Viele der genannten umsetzungsideen kann ich sehr befürworten.
Ich finde die Tatsache so erschreckend, dass so vieles im Argen liegt. Dass es so offensichtlich auf der Hand liegt dass alles umgekrempelt werden muss und doch niemand etwas unternimmt. Eigentlich müsste die Politik mal handeln, aber alles ist im Stillstand.
Welche Literatur kannst du sonst noch empfehlen, hab hier auch schon so einiges gelesen, finde dass Precht alle Themenbereiche gut vereint.
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kaehde
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Re: Anna, die Schule und der liebe Gott

Beitrag von kaehde »

Ich hab's bestellt, komme aber vermutlich gerade erstmal nicht dazu, es auch zu lesen. Zuerst ist "Lob der Schule" von Joachim Bauer dran ;)!

Viele Grüße,
Katja


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Miffi
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Re: Anna, die Schule und der liebe Gott

Beitrag von Miffi »

Akelei hat geschrieben:Ja der geschichtliche Teil ist sehr informativ und erklärt so einiges. Viele der genannten umsetzungsideen kann ich sehr befürworten.
Ich finde die Tatsache so erschreckend, dass so vieles im Argen liegt. Dass es so offensichtlich auf der Hand liegt dass alles umgekrempelt werden muss und doch niemand etwas unternimmt. Eigentlich müsste die Politik mal handeln, aber alles ist im Stillstand.
Tut es das? Ist das so? Was liegt denn genau im Argen, was muss umgekrempelt werden? (Laut Precht: alles. Ich bin immer etwas sekptisch mit solchen Globalaussagen.) Und wieso unternimmt niemand was? Dass die KMK in nächster Zeit Noten abschaffen wird, wage ich mal zu bezweifeln, aber jahrgangsübergreifendes Lernen (JüL; wird hier in Berlin übrigens erbittert bekämpft - von Eltern), Abschaffung des dreigliedrigen Schulsystems, verbesserte Ausbildung von Lehrkräften, Outputorientierung des Bildungsystems (und damit zusammenhängen neue Lernformen wie das Lernbüro etc.)- wurde und wird alles angegangen.

Ehrlich: Das Buch wimmelt von Platitüden und Behauptungen und oft widerspricht Precht sich schlicht selbst, was ich für jemanden, der sich Philosoph nennt (ergo: grundlegende Regeln der Logik verinnerlicht haben sollte) nicht wirklich überzeugend finde. So macht es wenig Sinn, PISA und Co. scharf zu kritisieren, um dann aber Befunde aus ebendiesen Studien als Belege für seine Behauptungen aufzuführen. In den PISA-Studien hat sich übrigens in den letzten Jahren gezeigt, dass der Einfluss des sozialen Hintergrunds in Deutschland immer kleiner wird, dass das Leistungsniveau der Schüler immer besser wird. Das Klassenklima (eingeschätzt von Seiten der Schüler) war übrigens noch nie schlecht - offenbar finden die meisten Schülerinnen und Schüler das Schulsystem gar nicht so furchtbar. Es ist also nicht nur unlogisch, hier die - so furchtbaren - PISA zu zitieren, es untermauert lieder auch gar nicht die Thesen von Herrn Precht. (Wobei man ihm zugute halten musste, dass er die PISA 2012-Daten ja noch nicht kannte; die wurden ja erst im Dezember veröffentlicht.)

Ich will gar nicht sagen, dass Kritik am Bildungsystem nicht berechtigt wäre. Aber ich würde doch bevorzugen, dass sie fundiert und pointiert erfolgt und nicht im Hinblick auf einen möglichen Bestseller zum Rundumschlag ausgeholt wird. Dann nämlich passieren einfach Fehler: Etwa die Aussage, Deutschland habe nach Ergebnissen der OECD-Studien eins der schlechtesten Bildungsystem der Industriestaaten. Das ist schlicht falsch; es war sogar schon 2000 falsch. Aber es hört sich natürlich dramatisch an und erhöht die Relevanz der Reformvorschläge von Herrn Precht (über deren praktische Umsetzbarbarkeit auch nochmal zu reden wäre).

Mich ärgert es einfach, wenn zu derlei - m.E. nach nicht von Sachkenntnis zeugenden - Rundumschlägen ausgeholt wird. Das unterstützt einfach Vorurteile und Voreingenommenheiten und verhärtet Fronten. M.E.n. wäre es besser gewesen, eine differenzierte Analyse vorzunehmen: Was läuft gut, was läuft schlecht, wo muss optimiert werden und wie könnte das geschehen? (Letzteres lässt sich nicht bloß durch einen Blick auf Finnland beantworten. Die sind leistungsmäßig übrigens eh schlechter als einige asiatische Staaten.) All das passiert übrigens in der Bildungsforschung - es wäre schön gewesen, wenn Herr Precht sich dem auch mal angenommen hätte.

Die Abhandlung zum Begriff der Bildung ist ja ganz interessant, ansonsten finde ich das Buch vollkommen überflüssig und bin froh, es nur ausgeleihen und nicht gekauft zu haben - ich war nach den Verrissen in den Feuilletons diverser Zeitungen gewarnt.
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kaehde
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Re: Anna, die Schule und der liebe Gott

Beitrag von kaehde »

Danke Miffi, da bin ich ja mal gespannt....

Kennst Du das, das ich erwähnt habe ?

Lg


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Miffi
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Re: Anna, die Schule und der liebe Gott

Beitrag von Miffi »

Ja, ist aber ewig her, dass ich es gelesen habe... :-)
Ich habe es aber als deutlich differenzierter empfunden; wenn ich mich recht entsinne, sind die dort angesprochenen Punkte wissenschaftlich fundiert und v.a. auch praktisch umsetzbar. (Ich hatte es damals auf meine "Lest das doch mal"-Liste für die Lehramts-Studis gesetzt, glaube ich.) Für eine detaillierte Kritik müsste ich es wohl nochmal lesen; ich weiß nur noch, dass ich da auch nicht allem zugestimmt habe, aber dem Grundtenor schon. (Anders als bei Precht oder Hüther.)
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Re: Anna, die Schule und der liebe Gott

Beitrag von Rumpelmama »

Oh, vielen Dank für deine Kritik, Miffi!
War schon ohne es gelesen zu haben überzeugt, dass mein Kind unbedingt auf eine Montessori-Schule muss (ähm, ja. Er ist noch nicht mal zwei...).

Aber hier lehrt mich das Forum wieder mal: "Es ist nicht alles wahr, nur weil es in einem Buch steht!"

Vielen Dank!
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Re: Anna, die Schule und der liebe Gott

Beitrag von miep »

Vorweg, ich hab es nicht gelesen, nur ihn im Fernsehen darüber sprechen hören und die Amazonrezensionen gelesen. Ich möchte nämlich diesem Mann kein Geld in den Rachen werfen. Aber ich frag mich schon, warum man Lehrer, die ihr ganzes berufliches Leben damit zugebracht haben, Schule besser zu machen, so diffarmieren muss. "Alles neu", gibt es diese Forderung auch für andere Berufsgruppen? Alle Zahnärzte raus? Alle Bänker weg? Alle Rechtsanwälte umschulen? Warum sind diese Leute, die alles nur kritisieren können, eigentlich nicht selbst Lehrer geworden, als es um die Berufswahl ging? Ach so, genau, da war nichts uninteresssanter als Schule. Nur jetzt, da der eigene Nachwuchs ran muss, da denkt man wieder darüber nach, für einen knapp bemessenen Zeitraum, weil es dann wieder an einer anderen Front nur um sich selbst geht... für mich disqualifiziert allein das schon. Und dieses Misstrauen, das man Lehrern in Deutschland entgegenbringt, das finde ich schon krass, da liegt gesellschaftlich wirklich einiges im Argen. Was hat man eigentlich generell für ein Menschenbild, wenn man denkt, dass Leute einen Beruf ergreifen, nur weil sie anderen Böses wollen? Und: Ja, natürlich argumentiere ich aus meiner eigenen Berufsgruppe heraus. Und sage mal abschließend: Wenn ihr so vieles verändern wollt, dann super, werdet doch selbst Lehrer! Ihr habt dann jeden Tag 3-5 Chancen, ALLES besser zu machen. Jeden Tag!

Musste mal raus,
miep
Mit Miep-Mädchen * Frühling 2008 Mini-Miep-Jungen *Spätsommer 2012
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