Pipi Langstrumpf ist rassistisch.

[eve]

Ich bin gerade etwas enttäuscht: Pipi Langstrumpf ist rassistisch. Irgendwie hab ich mir da bisher keine Gedanken drum gemacht, sondern die Bücher immer unter "cool, die les ich meiner Tochter später vor" abgeheftet. Aber so mag ich das nun nicht mehr, da wird ja doch einiges transportiert..

Hattet ihr das im Kopf? Lest ihr sie trotzdem?

http://blog.derbraunemob.info/wp-conten ... kinder.pdf

[Latascha]

Zu dem Thema Rassismus in der Literatur gab es hier doch vor nicht all zu langer Zeit eine Diskussion, da wurde auch intensiv über Pipi gesprochen und die Neuauflage der Bände, mit ihren Abwandlungen etc.
Musst mal suchen, da findest dann schon ganz viel Infos.

[eve]

Ah. Danke! Da schau ich mal.

[Pauline2010]

Wurde Pippi überarbeitet? Was wurde denn dann z.B. geändert?

[Latascha]

Ich hab es nicht mehr komplett im Kopf, aber aus "N-Wort" ist wohl "Südseekönig" geworden (was ja in keiner Weise rassistisch ist )
Müsst ich jetzt auch in dem anderen Thread nachlesen.

[EUaVBl]

ich bin dafür, sich selbst eine meinung zum thema zu bilden und nicht diese einseitige betrachtungsweise aus dem aufsatz zu nehmen. pippi langstrumpf ist deutlich vielschichtiger als dort dargelegt.
ich finde es nicht rassistisch, sondern sehe die aufmachung eher historisch bedingt. lindgren ist in einem schweden aufgewachsen, in dem es einfach beinahe keine menschen anderer ethnien im straßenbild gab. und pippi erzählt einfach abenteuer aus der großen weiten welt und dazu gehört es, von menschen die ganz anders leben und aussehen, zu berichten. staunen hervorzurufen und die augen über den tellerrand hinaus zu öffnen.

das wort "N-Wort" ist inzwischen natürlich ein no-go, aber zur entstehungszeit ist es noch ganz normale alltagssprache gewesen. ausserdem ist natürlich die frage aufzuwerfen, ob es nicht lediglich die deutsche übersetzung ist, die diesen abwertenden begriff enthält, ob es im schwedischen nicht vielleicht sogar neutraler ist (?)

des weiteren finde ich beachtenswert, dass die unterschiede zwischen der europäischen und der afrikanischen kultur zu der zeit noch sehr viel größer waren, als sie es heute sind und es war das prä-internet-informationszeitalter, in dem das meiste, das den leuten über anderswo-auf-der-welt bekannt war, waren abenteuergeschichten von reisenden.

[Latascha]

Ist ja klar, dass es nicht um Lindgren direkt geht, aber dennoch bleibt die Frage: Wie gehe ich jetzt mit den Büchern um?!
Lese ich einfach vor, dichte ich etwas dazu, etc. Und ja, hier ist es jetzt eben eindeutig rassistisch! "N-Wort" oder "Südseekönig", wierum auch immer.
Und genau das ist ja auch der Punkt der zur Diskussion führt: Inwieweit ist eine Gesellschaft heute verpflichtet einzuschreiten, oder eben auch nicht?
Jeder Erwachsene der darüber nachdenkt zu welcher Zeit das Buch entstanden ist begreift, dass es mit einer ganz anderen Intention geschehen ist. Doch wenn man heute rassistische Begriffe weiter in den Sprachgebrauch aufnimmt, "10 kleine N-Wort", als anderes Beispiel, dann trägt man eben einen Teil dazu bei, dass sie als nicht so schlimm angesehen werden und nach wie vor beibehalten.
"Indianer" ist ja auch so ein Wort, ebenso wie "Eskimo". Man macht sich keine Gedanken und die Begriffe werden weiter benutzt.

[Orpheo]

Ich lese es vor und rede mit den Kindern drüber. Ich finde das gehört dazu. Sprache/Sprachgebrauch ändert sich halt im laufe der Zeit, deswegen werde ich aber weder alle paar Jahre meinen Buchbestand austauschen noch mir beim vorlesen einen abbrechen um alles umzudichten. Ich denke es ist eine gute Möglichkeit ein Problembewusstsein zu schaffen, totschweigen machts ja auch nicht besser

[Kinsale]

Ja, das ist aber auch eine Altersfrage. Ich finde nicht, dass ich einem Kind vor Schulalter da wirklich ein Problembewusstsein zutrauen kann. Daher überlese ich solche Begriffe.
Ich möchte nicht, dass sich das im Sprachgebrauch einschleift, bevor mein Kind das wirklich verstehen kann.

Und ehrlich gesagt kann ich dieses Gewese um "Originaltexte" nun wirklich nicht nachvollziehen im Kinderbuchbereich. Die Grimm'schen Märchen liest auch niemand im Original und trotzdem kommt die "Message" der Texte doch wohl an.

[Latascha]

Wie gesagt, dazu gibt es schon eine ewig lange Diskussion, mit den unterschiedlichsten Standpunkten.
Doch ich bin nach wie vor der Meinung, dass es keine Lösung ist, wenn man vermutlich noch als Außenstehende rassistische Begriffe weiter im Sprachgebrauch verwendet um es bequemer zu haben und dann mit den Kindern drüber zu reden.
Würdest du mit einem afrodeutschen Kind auch "10 kleine N-Wort" singen und hinterher sagen, dass man das Wort ja eigentlich nicht verwendet, und ihm dann erklären, dass es ein auf die Hautfarbe bezogenes Schimpfwort ist?

Kinsale, da mag ich mal unterschreiben.