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Regulationsstörung (10 Monate)

Verfasst: 16.11.2019, 00:38
von Glüxkind
Hallo!

Ich frage mich langsam, ob unsere Abende normal sind oder, ob unsere Tochter (10 M) vielleicht eine Regulationsstörung hat.

Sie kann einfach nicht alleine einschlafen. Im Kinderwagen, Auto und in der Trage klappt es meistens ohne Geschrei. Aber einfach nur mal kuscheln, wippen, liegen - Fehlanzeige. Ich verstehe das einfach nicht! Warum reicht es ihr nicht, wenn ich direkt neben ihr im Bett liege, sie streichel oder etwas singe? Ich darf mich nicht mal in meinen Schwingstuhl setzen. Nur stehen und wiegen oder gehen ist in Ordnung und es dauert mindestens 30 Minuten bis sie eingeschlafen ist und nochmal bestimmt 30 bis man sie überhaupt ablegen kann. Danach wird sie meistens nach 45-60 Minuten wach. Wieder tragen oder stillen.

Ich mag nicht mehr!!! Ich will gar nicht zum "Kind ablegen, ich gehe, es schläft", aber ein weniger anstrengender Abend sollte mit 10 Monaten doch möglich sein.

Ein weiterer Punkt ist das Stillen. Ich stille nach Bedarf. Wenn sie mir signalisiert, dass sie an die Brust möchte, packe ich beide Brüste aus und sie stillt wo und so lange sie möchte. Nun ist es aber so, dass sie wegen jedem "Wehwehchen" an die Brust will. Papa zieht sie um, sie findet das blöd, sie will stillen. Sie plumpst auf den Po, sie will stillen. Ihre Schwester verlässt den Raum, sie will stillen. Sie kann sich also absolut nicht selbst regulieren. Außer stillen hilft nur tragen. Weder Schoß, wippen, streicheln, Händchen halten etc. Ganz selten lässt sie sich mit Spielzeug ablenken. Einen Schnuller will sie partout nicht nehmen.

Wie seht ihr das? Und wenn es normal ist: Wie können wir dazu kommen, dass ihr unsere Nähe auch ohne Dauertragen oder -stillen reicht?

Gruß vom Glüxkind

Re: Regulationsstörung (10 Monate)

Verfasst: 16.11.2019, 05:25
von Nadine212
Ach Glüxkind das hört sich wirklich anstrengend an, vor allem tagsüber das ganze Beruhigungsstillen nach solchen Kleinigkeiten. Auch da hilft es nicht sie in den Arm zu nehmen und zu kuscheln?
Hört sich schon sehr nach High-Need-Baby an was?
Ich bin mir nicht sicher aber muss ein Baby in dem Alter sich schon selbst regulieren können?
Das was du beschreibst erlebe ich hier auch, nur das meine Maus noch etwas jünger ist.

Ich drücke dir die Daumen das es bald besser wird und du hier vielleicht den ein oder anderen Tipp bekommst.

Re: Regulationsstörung (10 Monate)

Verfasst: 16.11.2019, 05:50
von sanilii
Ich weiß nicht ob dir das bezüglich des Einschlafens weiter hilft, aber Bärchen braucht dazu immernoch meine Brust, bei Papa oder OmaOpa geht auch kuscheln. Aber nur wenn ich wirklich nicht da bin.
Im Alter deiner Tochter ging garnix außer stillen, im Tuch einschlafen war eher ein Versehen bzw wenn wir unterwegs waren hielt er sich so lange wach bis gar nix mehr ging und der Baby-Notaus-Modus kam.
Ablegen oder nur neben dem schlafenden Kind das Bett verlassen - Fehlanzeige.

Stillen ist halt die ultimative Nähe. Und sie lernt momentan wahrscheinlich auch so viel, dass sie diese Nähe und Sicherheit eben braucht. Und: es ist die perfekte Selbstregulation! DAS säugen hilft ihr, Stress abzubauen. Dh sie hat in meinen Augen sogar ne ziemlich gute Strategie gefunden, sich zu regulieren. Dass sie dich dafür braucht, ist für dich jetzt etwas unglücklich und sicher auch anstrengend, aber vllt kannst du es ja positiver sehen?

Re: Regulationsstörung (10 Monate)

Verfasst: 16.11.2019, 06:23
von Leominor
Ich verstehe, dass das gerade furchtbar anstrengend für dich ist! (((Glüxkind)))
Aber für mich klingt das ehrlich gesagt nach völlig normalem Babyverhalten. Sie schläft im Kinderwagen, im Auto, in der Trage und beim Stillen ein, das sind schon sehr viele Möglichkeiten, die sie akzeptiert! Ich finde also schon, dass sie sich, was das einschlafen angeht, ziemlich gut selbst regulieren kann! War beim Tigermädchen ganz genau so! Wobei Auto fahren und Kinderwagen zum einschlafen waren erst ab einem gewissen Alter für sie akzeptabel, davor wurde gebrüllt 😉.

Dass sie tagsüber bei so vielen „kleinen“ Ärgernissen an die Brust will ist natürlich nervig für dich. Das kenne ich vom Tigermädchen so nicht. War das schon immer so? Oder braucht sie vielleicht einfach gerade ganz viel Mama, weil sie so viel neues lernt (oder aus einem anderen Grund?) Vielleicht ist es auch einfach eine Typfrage und sie braucht halt mehr Rückversicherung von dir?

Ich bin mir allerdings sicher, dass das nicht ewig so bleiben wird und lediglich eine Frage der Zeit ist. 10 Monate ist noch so unglaublich klein! Dass bei uns streicheln (oder Geschichte lesen) zum einschlafen geht, das kam erst jetzt vor wenigen Wochen und das Tigermädchen ist erheblich älter als deine Tochter. Dass es nachts zum weiterschlafen reicht geht schon etwas länger. Ich denke so mit 18 (?) Monaten fing das etwa an. Ich bevorzuge aber definitiv einschlafstillen, weil es schneller geht und für mich weniger anstrengend ist. Zum einschlafen streicheln tue ich nur, wenn sie beim Stillen zu lange nicht schläft, dann klappt streicheln meist besser oder wenn ich einfach keine Lust mehr habe zu stillen. Das kommt aber nicht oft vor.

Dass sie sich tagsüber leichter anders beruhigen lässt, ist denke ich auch total abhängig vom Alter. Seit das Tigermädchen recht gut sprechen kann, ist vieles sehr viel einfacher geworden. Manchmal ist sie aber immer noch völlig aufgelöst und nicht in der Lage, mir zu sagen, was gerade los ist. Da hilft dann tatsächlich stillen (und ich bin extrem froh, diese Option zu haben!). Aktuell hatten wir wieder ein paar Tage, wo es so war. Ich hatte den Eindruck, dass das Tigermädchen die letzten Tage unglaublich viel neues gelernt hat (bei ihr zur Zeit Sprache) und das der Grund war. Normalerweise stillen wir nämlich nur noch zum schlafen.

Jetzt habe ich ganz schön viel geschrieben... Sorry! Ich hoffe es hilft dir ein bisschen weiter.

Re: Regulationsstörung (10 Monate)

Verfasst: 16.11.2019, 07:03
von ShinyCheetah
Hallo! Noch eine Stimme für "normal". Aber doof finden darf man es natürlich trotzdem :( F wurde mit 10 Monaten nochmal deutlich anstrengender, allerdings habe ich da auch wieder angefangen zu arbeiten und musste dafür mit ihm umziehen und er ist in die Kita gekommen. Besser wird es erst seit etwa 2 Wochen (mit 13 Monaten). Zu Hause ist Einschlafen mit Kuscheln immer noch völlig undenkbar. Wenn ich es versuche - das habe ich - brüllt er alles zusammen. In der Kita kam er es aber! Im Liegen einschlafen, wenn ihm jemand den Rücken streichelt. Dass das vorher nicht ging, fanden die Erzieher nicht ungewöhnlich. Viele Kinder schlafen da zuerst nur in der Trage oder im Kinderwagen, auch mit 12 Monaten noch.

Was das Stillen wegen Kleinigkeiten tagsüber angeht: Ungefähr mit 10 Monaten ging es los, dass man F leicht davon ablenken konnte. Irgendwas ist doof, er will stillen. Ich sage, "Ach, ein bisschen später" und fange mit einem Fingerspiel an, das er mag oder kitzel ihn durch oder so. Das hilft in 9 von 10 Fällen. Vielleicht wird es bei euch auch bald von alleine besser :) (wir kommen inklusive nachts aber immer noch locker auf 6 - 12x Stillen, meine Definition von "besser" ist also vielleicht nicht allgemein tauglich :roll:)

Im Ernst, andere Kinder verlangen - und kriegen - bei sowas den Schnuller. Und da loben dann alle, wie toll sich das Kind selbst regulieren kann. Ziemlich unfair, finde ich.

Re: Regulationsstörung (10 Monate)

Verfasst: 16.11.2019, 08:31
von FloppyDisc
Hallo Glüxkind!
Meine Tochter ist/war genauso. Insbesondere das nicht ablenken lassen mit Spielzeug oder sowas. Wenn sie das Stillen wollte oder besser brauchte, dann half auch nur Stillen. Den Schnuller benutzt sie erst, seitdem der kleine Bruder auf die Welt kam (hat also zu einem Zeitpunkt damit angefangen, wo bei anderen Kindern die Schnullerfee kommt). Sie musste viel getragen werden und in 9/10 Fällen hilft bis heute auch nur die Mama. Tagsüber stillen konnte ich dank Schwangerschaft in ihrem dritten Lebensjahr abschaffen, zum Einschlafen ist es ihr bis heute sehr wichtig. In der Kita klappte es trotzdem von Anfang an gut mit dem Schlafen, zum Mittagsschlaf kann ich sie seit einem guten Jahr auch ohne Stillen hinlegen und intensivkuscheln. Wenn ich aber auch nur vorsichtig anfrage, ob sie sich vorstellen kann, in ihrem Zimmer zu schlafen, wird sie nahezu panisch.

Nun habe ich seit einem halben Jahr ein weiteres Kind, das ganz anders ist, und seitdem weiß ich, was ich immer vermutet habe: meine Tochter IST so. Sie HAT dieses große Nähebedürfnis. Und zwar nicht wegen dem Stillen und dem Tragen und dem Familienbett, sondern es ist andersrum. Ich habe sie so viel getragen, weil sie es braucht. Ich stille sie bis heute, weil sie es braucht. Sie schläft bei mir, weil sie es braucht. Sie ist jetzt drei Jahre alt. Auf ihre Lebenszeit gerechnet ist das quasi nichts. Sie hat noch viel Zeit, andere Strategien zu entwickeln und hat das ja auch in einigen Bereichen schon getan. Irgendwann wird auch sie bereit sein aus dem Familienbett auszuziehen und ohne Hilfe einzuschlafen. Und bis dahin bin ich für sie da.

Vielleicht ist meine Erfahrung für dich etwas ernüchternd, weil deine Tochter erst 10 Monate alt ist. Vielleicht hilft es dir aber ja auch, sie so anzunehmen wie sie ist. Natürlich ist es dein gutes Recht, zB das Beruhigungsstillen tagsüber einzuschränken. Stillen nach Bedarf enthält ja auch den Bedarf der Mutter. Für mich war stillen immer einfacher als frustriertes Schreien und Weinen auszuhalten. Da wünsche ich mir heute noch manchmal die Alternative herbei, aber da sie wahrscheinlich ohne mit der Wimper zu zucken zum Vollstillen übergehen würde, lasse ich das lieber 😉

Re: Regulationsstörung (10 Monate)

Verfasst: 16.11.2019, 08:37
von MamaMonster
Ganz ehrlich, ich musste ein bisschen schmunzeln. Einfach, weil ich ,eine Vorstellung, wie Kinder sind von VOR den Kindern so sehe. Ich hab dann auch lernen müssen, dass meine Kinder das ganz anders sehen 😄. Aber diese Vorstellungen haben doch recht wenig damit zu tun, wie Menschenbabys sind. Natürlich gibt es Babys, denen reicht ein bisschen kuscheln und die stillen nur ab und zu. Aber die sind nicht die Regel. Mir scheint, du hattest beim ersten Mal ein “Anfängerbaby”. Gibt es, aber ich finde eher das ungewöhnlich. Menschenbabys sind eigentlich Traglinge. Und damit meine ich, es ist ihre natürliche Beruhigungsmethode, und tief in ihnen verankert. Genauso wie das Stillen. Dein Baby verhält sich einfach so, wie es für unsere Art evolutionär vorgesehen ist. Kinder in dem Alter müssen sich auch gar noch nicht selbst regulieren können, das ist völlig normal.

Ich finde, es wird einfacher, wenn man sich darauf einlässt. Ca 40 min sind eine Schlafphase und viele Babys werden dann wach. Kannst du sie dann sofort stillen, also gleich bei der ersten Unruhe? Dann schliefen meine leichter weiter und es geht ohne Tragen. Und man kann schneller wieder aufstehen, wenn man denn möchte. ODER man bleibt einfach da und macht es sich mit Kopfhörern und Netflix gemütlich.

Tagsüber Stillen: du schreibst, dass auch Tragen hilft, vielleicht versuchst du erst das? Und Ablenken fand ich nicht hilfreich, das ist ja nicht ein Regulieren des Gefühls, sondern ein ignorieren. Babys dürfen auch ihren Unmut zeigen. Und ihre Ausdrucksmöglichkeiten sind halt da beschränkt. Manchmal wollen sie auch einfach, dass man das zur Kenntnis nimmt, da muss man nicht immer gleich dafür sorgen, dass sie sich beruhigen. Oft kann man auch hochnehmen und zur Kenntnis nehmen, dass sie das grad blöd fanden. Und zuhören. Und dann zum Spiel übergehen, stillen, länger rumtragen, sollte das noch nötig sein. Nach und nach wird es das nicht mehr immer brauchen. Aber halt vielleicht nicht sofort.

Inzwischen ist noch ein Beitrag dazu gekommen, ich schicke das jetzt trotzdem so ab.

Re: Regulationsstörung (10 Monate)

Verfasst: 16.11.2019, 08:44
von samoe
Hier auch eine Stimme für normal, auch wenn es sehr anstrengend ist.

Streicheln zum Weiterschlafen klappte bei allen Kindern erst weit im zweiten Lebensjahr.

Mein Großer brauchte auch viiiiiel Nähe und Stillen und konnte sich spät selbst regulieren. Wir hatten anstrengende Jahre hinter uns jetzt, aber nun setzt langsam der Verstand ein und es wird immer unkomplizierter mit ihm. Er ist auch schon sehr selbstständig und braucht mich sehr wenig. Die ersten Jahre zahlen sich sooo aus!

Re: Regulationsstörung (10 Monate)

Verfasst: 16.11.2019, 09:13
von victogro
Als ich deinen Beitrag gelesen habe dachte ich „Ohje, das klingt wirklich wirklich anstrengend!“ und dann dachte ich „Moment, bei uns ist das momentan auch so :-D“ - Der Mäuserich ist ebenfalls 10 Monate alt und verhält sich sehr ähnlich. Ich denke bei uns liegt es daran, dass wir so viele Veränderungen im Leben aktuell haben (Auszug, Wohnung nicht fertig, Übergangslösung, neue Krabbelgruppe, alte Freunde weg) und er dabei ist laufen zu lernen. Ich habe mich sehr früh darauf eingestellt, dass Stillen jetzt wichtiger wird denn je und mich darauf eingelassen und Gott bin ich froh, dass wir das Stillen haben! Es hilft ihm soooo sehr - zumindest habe ich das Gefühl.
Wie Shinycheetah sagte: andere haben dann nen Schnuller - hat bei uns nicht geklappt. Ist dann nunmal so.
Zum Thema alle 30-40 Minuten wach: ich halte es wie MamaMonster: Kopfhörer und Netflix und sehr bald schlafe ich meist auch mit ein.
Nun hast du zwei Kinder Daheim - das macht das Ganze natürlich wesentlich anstrengender und komplizierter inkl Haushalt etc.
Würde dich daher einfach gerne dahingehend bestärken nicht zu denken, dass dein Baby eine Regulationsstörung hat und dir viele positive Vibes zusenden, dass diese „Phase“ nicht mehr allzu lange anhält.

Re: Regulationsstörung (10 Monate)

Verfasst: 16.11.2019, 09:33
von victogro
Und nur als kleiner Nachtrag: der Kleine ist noch nie im Auto und Kinderwagen eingeschlafen - nur wenn ich ihn darin gestillt habe und er dabei eingeschlummert ist - ich will gar nicht davon anfangen wünsch da teilweise für angeguckt wurde... Eine Vorrednerin hatte das ja auch geschrieben - dein Baby hat ja Strategien und nimmt andere Möglichkeiten wahr neben Stillen. Deshalb würde ich auch sagen, dass es sich eher nicht um eine Regulationsstörung handelt.