gibt es Streiks auch in windelfreien Kulturen?

[Moina]

Die Frage steht ja schon im Titel, ich hab mich das einfach gefragt, da wir uns mit Streiks herumschlagen und die Kinder zu bestimmten Zeiten nicht abgehalten werden wollen, weil sie zahnen oder dergleichen. Wir montieren dann einfach eine Windel /Backup, aber wie geht das in solchen Ländern, wo es keine Windeln gibt?
Auch habe ich im Moment das Problem, dass mein Baby manchmal nicht im Tragetuch sein will. Ich halt ihn dann zwar ab, aber es nutzt nichts. Das könnte man in einer reinen Tragekultur ja auch nicht brauchen. Oder müssen die Kinder dort einfach...?

[EhMibima]

zum titel: ich glaube ja. ein baby "weiß ja nicht" wo es geboren wurde und die instinkte stecken noch drin.
für mich ergeben streiks auch einen sinn. mein junge kam, wenn er groß musste, angekrabbelt. aber nur kurz, dann verzog er sich in die letzte ecke und käckerte dort wenn ich ihn nicht vorher abhielt. wenn ich mir vorstelle, draußen zu leben heißt das: entweder sucht mir mama einen käckerplatz oder ich such mir selber einen. und den dann schön weit weg wegen der nestbeschmutzung.
und laufenlernende kinder können sich ja eh selbst einen ausscheidungsplatz suchen...im dschungel oder in der steppe wohlgemerkt.

[nadjaschka]

Hallo, ich glaube Moina meinte in Kulturen der heutigen Zeit, wie z.B. China, wo es ja auch nicht das ganze Jahr so warm ist, dass man nur draußen ist, oder?

[Siduri]

Einer Freundin, die aus China kommt, hat mir erzählt, dort seien praktisch alle Kinder, sobald sie laufen können, auch "sauber" im klassischen Sinn, also selbständig in der Lage, den Topf oÄ aufzusuchen und zu benutzen. Das wird so von den Eltern vorausgesetzt und anerzogen, nach dem Prinzip "du kannst es, also tu es auch". Zuwiderhandeln wird auch geahndet (also nichts schlimmes, aber dem Kind wird klar kommuniziert, dass das so nicht akzeptabel ist). Da geht wohl windelfrei nahtlos ins Töpchentraining über.

[mayra]

Also zum windelfrei kann ich nichts sagen, aber zum nicht-getragen-werden-wollen: eine Userin hat hier vor kurzem berichtet, dass sie in Afrika war und sah, dass Babies, die nicht mehr getragen werden wollten, am Feldrand abgelegt wurden und da weiter weinten. Wenn man von seiner Hände Arbeit leben muss, geht es wohl nicht, immer nur die Bedürfnisse des Babies zu würdigen, da sonst die ganze Familie nichts zu beißen hat. Ich glaube ehrlich, dass unsere Vorstellungen oft sehr romantisiert sind...

[mayra]

Ok, es war die Schwester, nicht die Userin, aber hier der Link: http://www.stillen-und-tragen.de/forum/ ... 6#p4156586

[Kekks]

Wirklich viele Windelfrei-Kulturen gibt es heute glaube nicht mehr. In vielen Ländern werden Stoffwindeln (zb China und Ägypten) benutzt und die Kinder um den ersten Geburtstag herum so ähnlich wie bei uns früher zur Sauberkeit "erzogen".
Bei Inuits ist es überlebenswichtig, dass diese Streiks nicht vorkommen. Da sie oft extrem kalte Temperaturen haben, würde ein nasser Po schnell abkühlen und das Baby gefährten.

Meine Erfahrung ist zu den Streiks, dass die Babys sehr sensibel sind und auf jede Art von negativen Stress der Mama mit einem sogenannten Streik reagieren. Da viele Mamas bei dem 2. Windelfreibaby oft gelassener sind, da erfahrener, kommen Streiks oft gar nicht mehr vor bzw. nicht mehr über so lange Zeiträume.

[Kekks]

Ich glaube auch, man unterschätzt in unserer Kultur das Aufmerksamkeitbedürfnis eines Babys/Kindes sehr stark. Wir stammen ursprünglich von einer Kultur ab, in der sich viele Menschen gleichzeitig um die Kinder gekümmert haben und in uns steckt es noch genetisch drin. Leider wohnen wir heute oft allein und vielen Kindern mangelt es an Aufmerksamkeit, was zu irgend einer Art von "Störung" führen kann. Bitte versteh mich nicht falsch. Ich will hier keine Mama damit verurteilen, dass sie ihr Kind vernachlässigt oder sonst was.
Es ist einfach so, dass Baybys im Krabbelalter weniger Aufmerksamkeit bekommen und es mit ein Grund sein könnte, weshalb sie aus Protest sich nicht mehr abhalten lassen.

[Moina]

Danke für eure Gedanken, die Idee mit der Aufmerksamkeit klingt logisch.
Auch habe ich das Gefühl, dass wir uns auch noch nicht wirklich sicher fühlen mit dieser Methode. Die meisten kennen es ja neu beim ersten Kind und kennen sonst nur das wickeln. Das spüren die Kinder natürlich und schon ist der Streik da.
Ich habe jedenfalls das Gefühl, dass es bei uns so ist.

[Centaureacyanus]

Das mit der Aufmerksamkeit kann ich mir auch vorstellen. Unsere Tochter hat im Moment ihren zweiten Streik - seit sie laufen kann. Aber ich glaube, dass das Laufen wirklich nur ein Punkt ist. Da ich im siebten Monat schwanger bin, bekommt sie halt wirklich schon weniger Aufmerksamkeit als vorher und vielleicht verarbeitet sie das so einfach.