Stillen mit Medikamenten

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Jula82
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Stillen mit Medikamenten

Beitrag von Jula82 »

Da ich ab morgen leider Cortison nehmen muss, mache ich mir ein paar Gedanken, wie das dann ablaufen soll.
Um ganz sicher zu gehen, will ich nach der Einnahme vier Stunden warten bis zum nächsten Stillen. Aber wie ist das denn dann? Man sagt ja, dass das Mittel dann vom Körper soweit abgebaut ist, dass die Menge in der Milch weit unter dem Grenzwert liegt. Aber die Milch, die dann in den Brüsten ist, ist dann ja schon "alt", also aus der Zeit, wo die Cortison-Konzentration noch hoch war. Wird das denn auch in der Milch abgebaut oder muss ich nach vier Stunden auch erstmal abpumpen und die Milch verwerfen?
Liebe Grüße
Julia

mit der großen Motte (geb. 07/2008)

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jusl
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Re: Stillen mit Medikamenten

Beitrag von jusl »

Hallo,

abpumpen und verwerfen verringert die Konzentration evtl vorhandener Medikamente nicht (die Milch wartet nicht in der Brust wie in einer Flasche, sondern wird hauptsächlich WÄHREND des Stillens aus dem Blut der Mutter gebildet ;-)).

Bei der Einnahme von Corticosteroiden hängt es von der Dosis ab (bzw. von der Häufigkeit, wenn mehrmals hohe Dosen verabreicht werden), ob überhaupt eine Stillpause nötig ist. (Unnötige Pausen stellen letztlich ein Risiko fürs Baby dar, sollten also vermieden werden!)
Hast Du gesicherte Informationen hierzu erhalten? Oder brauchst Du da genauere Info?

LG;
Julia
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Jula82
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Re: Stillen mit Medikamenten

Beitrag von Jula82 »

Die Infos die ich habe (also vier Stunden warten), sind von der Frau meines Arztes (Kinderärztin). Die sollte es ja eigentlich wissen. Bei der AFS habe ich gefragt, und die meinte, bei meiner Dosis müsse ich nicht unbedingt so lange warten. Werde aber sicherheitshalber morgen nochmal meinen Kinderarzt anrufen und evtl. bei der Embryonaltoxikologie.
Wenn ich nicht zwingend warten muss, ist das ja gut. Werde die Einnahme aber trotzdem lieber so legen, dass danach möglichst ein bißchen Zeit bleibt. Sicher ist sicher. Mir ist dabei ja schon mulmig genug.
Liebe Grüße
Julia

mit der großen Motte (geb. 07/2008)

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Re: Stillen mit Medikamenten

Beitrag von jusl »

Die sollte es ja eigentlich wissen.


wenn das man immer so wäre... :roll: :mrgreen:



Diese Infos stammen aus der "Arzneiverordnung in Schwangerschaft und Stillzeit" Spielmann, Schaefer, 7. Auflage 2006: (Dr. Schaefer ist der Leiter der Embryotox)

"4.11.7 Cortcosteroide
Erfahrungen. Praktische Bedeutung für die Stillzeit haben vor allem die Glucocorticoide. Therapeutisch verwendet werden die nicht fluorierten Corticoide Prednison (z.B. Decortin®), Prednisolon (z.B. Solu Decor tin®), Methylprednisolon (z.B. Urbason®) sowie Deflazacort (Calcort®), Hydrocortison (z.B. Hydrocortison Hoechst®), Prednyliden und die fluorierten Derivate Amcinonid (Amciderm®), Beclometason (z.B. Sanasthmyl®), Betamethason (z.B. Celestamine®), Budesonid (Pulmicort®), Cloprednol (Syntestan®), Dexamethason (z.B. Fortecortin®), Flunisolid (Syntaris®), Flumetason (z.B. Cerson®), Fluocortolon (Ultralan®), Fluticason (z.B. Flutide®, Flutivate®), Mometason (z.B. Ecural®), Triamcinolon (z.B. Volon®). Einige Präparate werden ausschließlich inhalativ zur Behandlung obstruktiver Atemwegserkrankungen verwendet.
Die M/P Quotienten von Prednison und Prednisolon liegen zwischen 0,05 und 0,25.
Eine Stunde nach parenteraler Verabreichung einer Einzeldosis von 110 mg Prednisolon wurden 760 µg/l Milch gemessen. Vier Stunden später waren es 260 µg/l und etwa 9 Stunden nach Applikation noch 60 µg/l. Nach intravenöser Injektion von 1 g Prednisolon wurden entsprechend der 9fach höheren Dosis etwa 9fach höhere Werte in der Milch gemessen, 24 Stunden nach der Applikation war das Corticoid nicht mehr nachweisbar (eigene Beobachtungen).
Andere Autoren haben unter niedrigeren Tagesdosen (10 80 mg) einen entsprechend geringeren Übergang für den Säugling ermittelt (Übersicht in Bennett 1996, Greenberger 1993). Zusammenfassend ist mit einem Anteil von durchschnittlich 1 2% der mütterlichen gewichtsbezogenen Dosis für den Säugling zu rechnen. Im Fall der oben beschriebenen 1 g Dosis hätte der Säugling mit der ersten Mahlzeit eine Stunde nach Injektion 0,2 mg Prednisolon/kg Körpergewicht erhalten, über 24 Stunden wären es 0,32 mg/kg. Das ist selbst bei dieser mütterlichen Höchstdosis nur etwa ein Sechstel einer üblicherweise gut verträglichen therapeutischen Kinderdosis (2 mg/kg/Tag). Für den Säugling ergibt sich kein Risiko durch eine kurz dauernde Hochdosisbehandlung, selbst dann nicht, wenn gleich nach der Injektion gestillt wird.
Auch unter länger dauernder Behandlung mit 80 mg/Tag wird mit der Muttermilch nur eine Prednisolonmenge übertragen, die weniger als 10 % der körpereigenen Cortisol Produktion entspricht.
Zu den übrigen Corticoiden liegen keine ausreichend dokumentierten Transferdaten vor.

Empfehlung für die Praxis: Prednisolon, Prednison und Methylprednisolon sind Corticoide der Wahl für eine systemische Behandlung in der Stillzeit. Auch hohe Dosen bis 1 g, einmalig oder wenige Tage nacheinander verabreicht, z. B. beim Asthmaanfall oder bei multipler Sklerose, erfordern keine Einschränkung des Stillens. Bei wiederholter Gabe solch hoher Dosen sollte, wenn es sich einrichten lässt, 3 4 Stunden mit dem Stillen gewartet werden. Wirkungsgleiche Mengen der anderen Corticoide sind wahrscheinlich auch verträglich. Die regelmäßige inhalative Anwendung eines Corticoids bei Asthma ist ebenso unbedenklich wie andere lokale Corticoidanwendungen."

LG,
Julia
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Re: Stillen mit Medikamenten

Beitrag von Mondenkind »

Jula82 hat geschrieben:Die Infos die ich habe (also vier Stunden warten), sind von der Frau meines Arztes (Kinderärztin). Die sollte es ja eigentlich wissen. B

Darauf kann man sich leider überhaupt nicht verlassen! Es werden permanent unnötige Stillpausen verordnet!

Der zitierte Spielmann/Schäfer weiß es besser!
Liebe Grüße, Mondenkind, Modteam Stillberatung

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Jula82
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Re: Stillen mit Medikamenten

Beitrag von Jula82 »

@jusl: Danke für den Beitrag! Prednisolon ist bei mir das Mittel der Wahl. Anscheinend brauche ich mir ja keine Sorgen zu machen (hat ja auch die ette Frau bei der AFS schon gesagt). Werde es trotzdem so halten, dass ich die Tabletten nach dem Stillen nehme, sodass sich natürlicherweise eine Pause dazwischen ergibt. Irgendwie ist mir dabei wohler. Aber beruhigend zu wissen, dass es nicht zwingend notwendig ist.
Liebe Grüße
Julia

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Re: Stillen mit Medikamenten

Beitrag von jusl »

:D
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