Stillen und die eigene Karriere

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Arnat
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Stillen und die eigene Karriere

Beitrag von Arnat »

Liebes Forum,
nach langer Zeit schaffe ich es mal wieder hier zu schreiben - bzw. habe ich das Bedürfnis zu hören, wie das andere handhaben. Meine Kleine ist nun 13 Monate alt und isst schon so ein bisschen am Familientisch mit - allerdings bin ich nach wie vor ihre Hauptnahrungsquelle.
Ich bin aber dabei meine Doktorarbeit zu schreiben und ich müsste dafür auch langsam mal besser schlafen als bislang (irgendwie drängt mich die Kleine immer an den Rand unseres Bettes, obwohl mein Mann ohnehin schon auf die Couch verbannt ist).
Ich schlafe mehr schlecht als recht und sie trinkt nachts auch echt häufig bzw. nuckelt sie.

Zudem gibt es noch eine 13 bald 14 jährige Tochter aus meiner ersten Beziehung, mit der ich auch unbedingt wieder mehr zu zweit machen muss, da sie seit der Geburt des Babies wirklich etwas kurz kommt.
Ich sollte also bald auch mal abends weg können - und auch über nacht - und obwohl ich das auch schon gemacht habe, war ich damit immer nur so halb glücklich, weil meine Brüste unglaublich weh getan haben und ich deshalb auch nicht wirklich gut arbeiten konnte. Ich würde aber nur ungern mein Stipendium verlieren, weil ich keinen Fortschritt mache ... wir brauchen das für unser Familieneinkommen nämlich schon sehr.
Wenn sie abends allein mit Papa ist weint sie sich in den Schlaf - wir finden das beide nicht so ideal - und eben meine Brüste machen mich dann auch fertig.
Ab wann habt ihr der anderen Verpflichtungen wegen beschlossen, das Stillen einzuschränken und das Kind nicht mehr immer dann an die Brust zu lassen, wenn es wollte?
Ist es grausam, wenn ich es bspw. auf dreimal am Tag beschränken würde und halt nachts, damit wir schlafen können?
Kann es sein, dass es von selbst bald weniger wird?
Wie machen das diejenigen von euch, die zwei oder drei Jahre stillen und die Kinder evnetuell aber doch auch manchmal zur Oma geben? Wie funktioniert das, ohne dass ihr euch unwohl mit den vollen Brüsten fühlt? Habe eventuell nur ich das Problem, dass ich so viel Milch habe?
Und, wie lange kann ich von meinem Kind weg sein, ohne Abzupumpen und ohne die Milch zu verlieren?

Ich würde sie am liebsten schon so lange stillen, wie sie möchte ... also mind. bis sie zwei ist... aber trotzdem mal mit der dann 14 jährigen Tochter zwei Tage alleine wo hin fahren, damit die ein wenig exklusive Mama Zeit hat.
Ich zereiße momentan zwischen den vielen verschiedenen Bedürfnissen und Verpflichtungen ( ach ja, und ich mache meine Arbeit eigentlich auch sehr gerne und würde meine "Karriere" ungern aufgeben... - auch da habe ich Angst, abgehängt zu werden, wenn ich nicht langsam mehr Freiräume dafür schaffe...)

Wer von euch hat Tipps für mich oder ähnliche Erfahrungen?
Danke schonmal an die Community
Arnat
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thuri
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Re: Stillen und die eigene Karriere

Beitrag von thuri »

Ich habe bei Eule schon nach etwa 6 Monaten angefangen, mir Einzelne Abende freizunehmen. Allerdings kannte er neben dem stillen auch immer schon die Flasche.
Trotzdem ging über Nacht auch nach einem Jahr nur mit ausstreichen. Insofern ist deine Erfahrung also normal.

Dein Kind würde es aber sicher schaffen, sich mit Papa zu beruhigen, wenn du öfter mal nicht verfügbar bist. Vielleicht startest du nicht gleich mit mehreren Tagen, sondern nimmst erst mal einen Abend in der Woche. Oder einen Nachmittag, wenn das leichter geht. Die Zeit für dich selbst, deine große Tochter und deine Arbeit brauchst du, also nimm sie dir. Je mehr Zeit sie mit Papa hat, desto einfacher wird er auch trösten können.

Wenn du generell das stillen einschränken möchtest, geht das auch. Das Angebot wird sich anpassen. Überleg dir, wann du die pause am besten brauchen kannst und wann dein Kind am besten verzichten kann. Aus diesen Zeiten leitest du einen Kompromiss ab.
Hier mit Eule (2/14) und Lerche (9/18)
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Mutterhenne
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Re: Stillen und die eigene Karriere

Beitrag von Mutterhenne »

Ich schreibe nachher mehr. Bin auch Wissenschaftlerin und habe mich mit Stillkind (bis 4,5) habilitiert ;-)...
"Die meisten Zitate im Internet sind falsch." (Aristoteles)

Grüße von der Henne
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Mariposa85
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Re: Stillen und die eigene Karriere

Beitrag von Mariposa85 »

Hallo Arnat,

Du stellst eine sehr wichtige und interessante Frage. Mein Sohn ist ähnlich alt und ich stelle mir die auch - wobei bei mir eher von außen der Druck da ist (Arbeit, Mann will wieder mehr Zeit mit mir, Oma will Kind über Nacht bzw. der Mann würde es gerne mal dort abgeben).

Ich denke, dass die Kleinen flexibler sind als man denkt. Und die Milchmenge auch. Solange sie schon essen (können), ist es sicherlich im zweiten Lebensjahr legitim, das Stillen nach Bedarf zu beschränken. Du hast ja auch einen Bedarf / Bedürfnisse, der nicht untergehen soll und darf bei der ganzen Geschichte.

Wahrscheinlich wird einfach mehr gegessen, wenn du nicht da bist und der Hunger zu groß wird. Umgekehrt ist es ja (zumindest bei mir) genauso, dass mehr gestillt wird je „verfügbarer“ die Brust ist 😉

Falls die Milchmenge zurückgeht irgendwann durch das weniger Stillen, dürfte dann auch bei uns nicht mehr so schlimm sein - mein Klekner stillt vordergründig inzwischen aus den emotionalen Gründen und wird dazu vermutlich eher als Nebeneffekt satt. Sprich: er würde auch genauso (weiter) Stillen wenn er „voll“ am Tisch mit isst. Von daher denke ich manchmal, dass ich langsam einfach (ein bisschen) unabhängig vom Stillen das Familienleben und meine Karriere planen sollte, und der Rest wird sich einspielen...

Gegen den Milchstau müsste man halt zumindest am Anfang ggf. Ausstreichen oder Pumpen - viele haben aber berichtet hier im Forum, dass es irgendwann gut ging auch ohne (zB bei nem Vollzeit-Arbeitstag).

Weil mein Kleiner jetzt kürzlich sehr verschnupft war und nicht trinken konnte, musste ich vom Einschlafstillen Abstand nehmen - hatte einfach an den beiden Abenden nicht geklappt. Und mit (viel) Geduld ist er auch einfach nur mit Kuscheln und Bauchkraulen eingeschlafen. Und so wird auch dein Mann (oder die Oma) ganz sicher ein schönes Ritual finden! Vielleicht könnt ihr euch regelmäßig abwechseln beim Ins-Bett-Bringen? So kannst du evtl auch währenddessen weiter an deiner Doktorarbeit schreiben 😉

Deine Kleine will auch dass du glücklich bist und wird das zusammen mit Dir schon hinkriegen, so dass ihr beide euch dabei wohlfühlt!

Ich drücke dir die Daumen 😊
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Mutterhenne
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Re: Stillen und die eigene Karriere

Beitrag von Mutterhenne »

...und werde im SoSe mit Stillbaby (ab knapp 4,5 Monate) einen Lehrstuhl vertreten. Da bin ich sehr gespannt, wie das klappt (zwar mit Papa in EZ, aber trotzdem). Ich stoße aber überall auf sehr viel Verständnis. Wo hast Du denn Dein Stipendium? GraKo, Uni oder Stiftung? Ich habe ein paar Doktorandinnen mit Kindern, die sich z.T. über Stipendien finanzieren (gerne per PN)...
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nido56
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Re: Stillen und die eigene Karriere

Beitrag von nido56 »

Ich (damals auch in der Wissenschaft tätig) habe meinen Sohn mit 18 Monaten nachts abgestillt, weil ich einfach mehr Schlaf brauchte, um mein Tagespensum effizient zu schaffen. Allerdings habe ich da schon ein Jahr lang voll gearbeitet und von 6 bis 17 h ohnehin nicht gestillt.

Das erste Mal auf Geschäftsreise war ich, als das Baby 9 Monate alt war.da hatte ich aber das Glück, dass die Konferenz in der Nähe meiner Eltern war, die sich dann vor Ort im Hotel einquartiert und tagsüber das Baby betreut haben, so dass ich zwischendurch und nachts stillen konnte.

Mit etwas über einem Jahr habe ich ihn dann auch mal allein beim Papa gelassen. Papa bekam da wohl wenig Schlaf und hat ihn nachts viel rumgetragen, aber irgendwie ging das für 1-2 Nächte ganz gut.

Probleme mit der Brust hatte ich allerdings nicht. Auf Reisen habe ich 2-3 mal am Tag abgepumpt. Tagsüber auf der Arbeit war das bereits nach einer Woche nicht mehr nötig.

Gestillt habe ich ihn bis kurz vor dem 2.Geburtstag. Dann wollte ich aus anderen Gründen, die nichts mit der Arbeit zu tun hatten nicht mehr.
nido mit dem kleinen Piraten (01/2012)
Lösche Benutzer 24700

Re: Stillen und die eigene Karriere

Beitrag von Lösche Benutzer 24700 »

Ich bin als das Kind 13,5 Monate alt war wieder arbeiten gegangen und war dann ca. 6 Stunden weg und Papa war Zuhause. Vorher hat er noch recht viel gestillt und vor allem nachts. Tagsüber hat es ihm nichts ausgemacht. Ich habe nichts gemerkt.Nachts hat er sehr schlecht geschlafen und plötzlich mit 16 Monaten durchgeschlafen. Und seitdem habe ich nur noch Wasser angeboten, wenn er doch mal wachgeworden ist. Stillen tun wir aber weiterhin noch 2-3 mal am Tag
februarkind16
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Re: Stillen und die eigene Karriere

Beitrag von februarkind16 »

Ich habe gestillt, bis mein Sohn 2,5 Jahre alt war. Dann habe ich aus den von dir genannten Gründen (Schlafmangel, schmerzende Brüste, wöchentliche Milchstaus) abgestillt.
Mein Problem waren meine wechselnden Arbeitszeiten. Bei der Frühschicht war alles gut, er hat morgens gestillt, direkt nach der Kita, vor dem Einschlafen und nochmal nachts. Bei der Spätschicht hat er morgens gestillt, das nachmittägliche Stillen hat aber gefehlt. Er musste also direkt stillen, wenn ich nach Hause kam, weil die Brüste so prall waren :roll: .
Und ganz schlimm war Nachtdienst, weil man vorher und nachher normal arbeiten muss wie sonst auch. Ich habe dann immer Frühschicht - frei- Nachtdienst - frei- Spätschicht wählen müssen (andere machen Spätschicht - Nachtdienst - Frühschicht), weil es mit dem Stillen nicht gegangen wäre. Und in der Nacht musste ich auf Arbeit Milch ausstreichen. Trotzdem endete es oft in einem Milchstau.

Letztlich denke ich, hätte ich evtl. ein halbes Jahr eher abstillen können. Aber unter 2 Jahren hätte sich falsch angefühlt. Er hat es sooo gemocht, hat regelrecht danach gebettelt.

Wenn du es irgendwie eintakten kannst, eben ggf. durch feste Stillzeiten, dann stille, solange du magst. Wenn es dich aber nur stresst und es einfach nicht geht, dann ist das eben so. Du bist deshalb ja keine schlechte Mutter!
Mama mit großem Sohn (02/15) und kleinem Sohn (07/19) und kleinem Sternchen (09/18)
Kathali789
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Re: Stillen und die eigene Karriere

Beitrag von Kathali789 »

Hi, spannende Frage. Ich promoviere nachmittags, seit die Kleine 3 Monate alt ist (jetzt 6). Geht eigentlich ganz gut: ich habe nen Platz in ner Bürogemeinschaft nicht weit weg und mein Mann - noch in Elternzeit bzw. selbständig - bringt sie alle 3h zum trinken vorbei.
Was mir zu schaffen macht, ist dass ich noch irre viel Schlaf brauche und dennoch oft ab 16 Uhr nicht mehr gut denken kann. Unsere Nächte dauern locker 12h von ins Bett gehen bis aufstehen, die Kleine trinkt nachts ca. alle 3-4 Stunden (werde mal meine Eisenwerte checken lassen). Hätte ich nen "aktiveren" Job, wo man mehr rumrennt und nicht nur stillhockend Theorie und komplexe Texte verstehen soll, würde das glaubich auch nachmittags noch gut gehen - z.B. Threads wie diesen beantworten, geht komischerweise voll gut :roll:

Hast Du mal überlegt, nachts abzustillen? Eure ist ja schon über ein Jahr alt.
Hatte hier ne ganz interessante Anleitung gelesen: https://still-hilfe.de/abstillen/abstillen-nach-gordon/
Ggf. könnte dein Partner bei Bedarf die Flasche geben?

Außerdem habe ich unsere Kleine letzte Woche in ihr eigenes Bett verfrachtet und habe den Eindruck, sie trinkt deutlich seltener. Irgendwie scheinen wir uns doch gegenseitig bisschen gestört zu haben in meinem Bett; sie mich auf jeden Fall.

Achja, mit vollen Brüsten nach Trinkpausen hatte ich auch zu kämpfen. Finde aber inzwischen, dass sich das mit ner Handmilchpumpe recht gut lindern lässt. Die saugt nicht so dolle wie ne elektrische, da fällt es recht leichter, wirklich nur so viel abzupumpen, wie man braucht, um sich wieder gut zu fühlen, ohne neue Nachfrage zu erzeugen. Ob du die Milch später im Fläschchen verfütterst oder nicht, kannst du ja dann entscheiden.

Achja 2: wenn Unsere abends partout nicht einschlafen will, trägt mein Mann sie im Bondolino auf dem Bauch durch die Wohnung und hält ihr fest den Kopf mit den Händen und brummt vor sich hin. Das beruhigt sie enorm, so dass sie dann oft schon beim Tragen einschläft und gut abgelegt werden kann.

Also schmeiß bloß nicht die Doktorarbeit, wenn Du sie machen möchtest, würde ich sagen...
Mit Spatzinka, (6/2018)
:5:
Arnat
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Re: Stillen und die eigene Karriere

Beitrag von Arnat »

Vielen lieben Dank für eure Beiträge und wow, hut ab unter was für Bedingungen ihr es geschafft habt, eine Stillbeziehung so lange aufrechtzuerhalten.

Ja, die kleine wird lernen müssen, dass man auch ohne Brust einschlafen kann. Sie wird jetzt wo mein Mann seine letzten zwei Monate Elternzeit hat auch lernen müssen, dass es tagsüber nicht mehr so oft die Brust gibt, weil ich nicht da bin und sie wird Papa als sehr kompetente und liebevolle Bezugsperson neben mir akzeptieren...

Ich sollte auch bald versuchen sie nachts in ihr eigenes Bett zu legen...sie wuselt so viel rum, dass wor am ende immer am rand liegen und mir am nächsten tag alles weh tut.

Nu ja, wird schon alles...mit der ersten hat es ja auch geklappt...nur war die nicht wählerisch was flasche oder brust anging
03.2005, 12.2017, 07.2020, 05.2023
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