"heilt" stillen die seelische Kaiserschnittnarbe?

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AliceLöwenzahn
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"heilt" stillen die seelische Kaiserschnittnarbe?

Beitrag von AliceLöwenzahn »

Eigentich sollte es unsere 3. Hausgeburt werden. Meine beiden großen sind 2013 und 2014
ganz entspannt zuhause in der Badewanne geboren und haben mich stolz und unbeschwert
Mama werden lassen. Meinen ertsen Sohn habe ich 8 Monate voll gestillt und mit 13 Monaten
wollte er nicht mehr. Mein 2. wurde 11 Monate voll gestille und auch er hat sich mit 13 Monaten abgestillt.

Meine kleine Kröte ist knapp 4 Wochen alt und musste in der 39. SSW im hellen OP Saal per
Not Sectio geholt werden. Ich hatte eine Sepsis und auch die Kleine hatte eine Neugeboreneninfektion.
Statt einer Haugeburt erlebten wir einen für mich traumatischen Alptraum. Meine Hausgeburtshebamme
hatte mich am Morgen in die Klinik gebracht weil ich nach 26 Stunden Wehen, hohem Fieber, Brechen und Druchfall
am Ende meiner Kräfte war. Im Krankenhaus wurde die Streptokokkeninfektion zum Glück bald bemerkt. Mein
Baby hatte noch einen sehr schwachen Puls und ich war völlig platt. Ich hatte große Angst da ich eine Frau kenne
die in der späten Schwangerschaft mit ihrem Kind an einer Butvergiftung gestorben ist. Nach der OP ( in vollnarkose) habe ich mein Baby
das beatmet wurde ca 30 Minuten halten und Stillen dürfen. Dann ist sie mit dem Papa auf die Kinderintesivstation verlegt worden. 15 unerträgliche Stunden später durften wir dann endlich zusammen in ein Zimmer. Etwa 48 Stunden nach der Geburt musste ich zum MRT wegen verdacht auf Hirhautentzündung und durfte wegen des Kontrastmittels und anderer Medikamente 24 Stunden nicht stillen. Sie hat in dieser Zeit Premilch vom Papa bekommen und hat als die 24 Stunden vorbei waren ohne protest einfach wieder an der Brust getrunken.

Mir macht das fehlende Geburtserlebnis und die Angst die ich um unsere Leben hatte noch zu schaffen. Ich bin zwar wieder fit und auch meistens wieder
positiv und fröhlich aber ich muss immer wieder daran denken, dass ich mein Baby nicht selber geboren habe und uns dieser innige Moment fehlt. Ich liebe mein kleine Kröte aber diese ganz innige verliebtheit die ich bei meinen großen gefühlt habe fehlt noch. Dieses Medizinische Umfeld das ich nicht gern mag hat unserer ersten Zeit den Zauber etwas genommen. Es würde mich Interessieren ob eine von euch ähnliches erlebt hat. Konnte eine von euch durch eine gute Stillbeziehung "Wunden" heilen? Und wie? Wir versuche möglichst oft nackig unter dem Nachthemd zu stillen und haben mit der Hebamme ein "Babyheilbad" gemacht. Sie nimmt prima zu, ca. 350g/Woche was mich sehr freut.

Danke für eure Antworten
Specht 4/13
Knirps 9/14
Kröte 4/18
Zwerg 01/20
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Sabina
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Re: "heilt" stillen die seelische Kaiserschnittnarbe?

Beitrag von Sabina »

Ich habe nix dergleichen erlebt, möchte dir aber trotzdem etwas dalassen: ich wünsche dir, dass du beim Stillen und Kuscheln ganz viel von dem Nachholen kannst, was du durch den schwierigen Start verpasst hast. Alles Gute!
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Tochter 2013
Tochter 2017
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FloppyDisc
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Re: "heilt" stillen die seelische Kaiserschnittnarbe?

Beitrag von FloppyDisc »

AliceLöwenzahn hat geschrieben: 24.05.2018, 21:45 Mir macht das fehlende Geburtserlebnis und die Angst die ich um unsere Leben hatte noch zu schaffen. Ich bin zwar wieder fit und auch meistens wieder
positiv und fröhlich aber ich muss immer wieder daran denken, dass ich mein Baby nicht selber geboren habe und uns dieser innige Moment fehlt. Ich liebe mein kleine Kröte aber diese ganz innige verliebtheit die ich bei meinen großen gefühlt habe fehlt noch.
Da habt ihr ja wirklich etwas mitgemacht. Schön, dass es euch beiden gut geht!

Mein "Geburts"erlebnis war weniger dramatisch, aber auch ich habe nach geplanter GH-Geburt, die schlussendlich im KS endete, nicht das Gefühl, dass ich meine Tochter geboren habe. Das Gefühl ist 20 Monate später immer noch da, aber es tut nicht mehr weh. Für mich persönlich war das Stillen sehr wichtig und ich glaube auch, dass es mir beim Verarbeiten sehr geholfen hat. Gerade in den ersten Wochen, als es da noch Probleme gab, hab ich sehr verbissen darum gekämpft, dass es "wenigstens" mit dem Stillen klappt. Ich war mir damals und bin mir immer noch sicher, dass ich da seelisch schwer drunter gelitten hätte.

Ich glaube aber nicht, dass das Gefühl meiner Tochter gegenüber durch den KS geprägt ist. Einen Vergleich habe ich natürlich nicht, weil sie mein erstes Kind ist. Ich hoffe einfach, dass ich noch eine schöne natürliche Geburt erleben darf und dann endgültig damit abschließen kann, dass es bei Nr. 1 nicht geklappt hat.

Dir wünsche ich eine schöne Stillzeit und dass ihr ebenso viel intime Nähe nachholen könnt 😘
LG Floppy
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sardine
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Re: "heilt" stillen die seelische Kaiserschnittnarbe?

Beitrag von sardine »

Schön, dass deine zwei ersten Geburten so harmonisch waren und dadurch umso härter, dass die letzte nun so traumatisch war :(....

Mein großer kam ebenso bei ks zur Welt, (wollte so gerne eine Interventionsarme Geburt mit beleghebamme), zwar eine sekundäre sectio, nachdem ich ihn quasi schon geboren habe, aber eben nur quasi... also weit weniger dramatisch als bei dir, aber auch er musste beatmet werden und was das schlimmste neben der sorgen um ihn war ist, dass er in ein anderes Krankenhaus mit neonatologie verlegt wurde und ich ihn erst 22 Stunden später das erste mal sehen und halten konnte.
In dieser Zeit begann schon der Kampf ums stillen, aber das würde jetzt zu weit führen...
Kurz und bündig: JA ich glaube dass das (voll)stillen heilende wirkung haben kann, bei mir zumindest kam immer wieder der Gedanke auf, dass wenn ich es schon nicht aus eigener Kraft geschafft habe, ihn zu gebären dann schaffe ich es nun ihn zu ernähren ohne Hilfe, was natürlich eigentlich blödsinn ist und einen noch mehr unter Druck setzt!
Allerdings hat mir das stillen sehr geholfen, die Nähe die durch unseren gemeinsamen Start zu kurz gekommen ist zu intensivieren und Vorallem zu genießen.
Und die Beziehung zu ihm hat ganz sicher nicht aufgrund des Geburts Modus gelitten!
Ich hoffe und glaube auch dass die negativen Gefühle verblassen werden und drücke dich wenn du magst (( ))
Liebe Grüße,
Sardine mit großem kleinen Mann 05/15 und kleinem Mann 06/17
AnnikaKurz1315
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Re: "heilt" stillen die seelische Kaiserschnittnarbe?

Beitrag von AnnikaKurz1315 »

Das ist echt hart wenn es einem bei der dritten Geburt passiert. Denn dann weiß man wie es hätte sein können. Du solltest dir auch Zeit geben, dass zu verarbeiten. Das ist nicht spurlos an dir vorbei gegangen auch wenn du dich jetzt wieder besser fühlst. Das sich das nicht wie bei den ersten beiden anfühlt, kann ich sehr gut nachempfinden. :|
Mir ist es bei der ersten Geburt passiert. Ich habe überhaupt keine enge Bindung aufbauen können. Dazu kommt, dass ich nur die ersten 3 Monate Teil gestillt habe. Zu diesem Zeitpunkt kannte ich das sut noch nicht. Erst bei meiner Tochter und 2tem Kind habe ich erfahren dürfen wie schön und unkompliziert eine Geburt auch sein kann! Dazu habe ich noch alles fürs Stillen getan und letztendlich 21 Monate lang gestillt :D Ich hatte zwischendurch ein sehr schlechtes Gewissen meinem Sohn gegenüber! Im Nachhinein habe ich erst gemerkt, was ihm und mir vorenthalten wurde :?

Ich glaube, dass das Stillen 🤱 vielleicht nicht die Kaiserschnitt Narbe die du erlitten hast komplett verblassen lässt aber mit Sicherheit dabei hilft das Erlebte besser zu verarbeiten und noch wichtiger die enge Bindung zum Kind auf zu bauen, die du von deinen ersten beiden kennst. Vielleicht dauert es noch ein paar Tage länger aber mit jedem Stillen werden ja auch Hormone ausgeschüttet, die dir noch zusätzlich helfen die Bindung zu intensivieren. Auch Tragen im Tragetuch oder Tragehilfe kann helfen. Aber wahrscheinlich erzähle ich dir, Mutter von 3 Kindern, da nichts neues :wink:

Gib dir und Mini Zeit. Dann glaube ich fest daran, dass ihr eine tolle Bindung haben werdet. :3:
Liebe Grüße Annika
Großer Bruder 8/13 und Stolze Schwester 6/15 mit Baby Bruder 2/18
Reh
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Re: "heilt" stillen die seelische Kaiserschnittnarbe?

Beitrag von Reh »

FloppyDisc hat geschrieben: 25.05.2018, 23:10 Mein "Geburts"erlebnis war weniger dramatisch, aber auch ich habe nach geplanter GH-Geburt, die schlussendlich im KS endete, nicht das Gefühl, dass ich meine Tochter geboren habe. Das Gefühl ist 20 Monate später immer noch da, aber es tut nicht mehr weh. Für mich persönlich war das Stillen sehr wichtig und ich glaube auch, dass es mir beim Verarbeiten sehr geholfen hat. Gerade in den ersten Wochen, als es da noch Probleme gab, hab ich sehr verbissen darum gekämpft, dass es "wenigstens" mit dem Stillen klappt. Ich war mir damals und bin mir immer noch sicher, dass ich da seelisch schwer drunter gelitten hätte.

Ich glaube aber nicht, dass das Gefühl meiner Tochter gegenüber durch den KS geprägt ist. Einen Vergleich habe ich natürlich nicht, weil sie mein erstes Kind ist. Ich hoffe einfach, dass ich noch eine schöne natürliche Geburt erleben darf und dann endgültig damit abschließen kann, dass es bei Nr. 1 nicht geklappt hat
Das kann ich fast wortwörtlich unterschreiben , außer dass mein Sohn und ich nur ganz minimale Probleme beim stillen hatten und das auch nicht gleich zu Beginn.
Ich bin froh, "dass wenigstens das stillen gut klappt".
Bei uns sind es 4 Monate, noch keine 20. Vielleicht komme ich irgendwann auch an den Punkt, wo das Gefühl nicht mehr so weh tut.
Würde das stillen nicht klappen, wäre wohl jede Flasche wie ein zusätzlicher Schlag ins Gesicht...
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schattenhexe
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Re: "heilt" stillen die seelische Kaiserschnittnarbe?

Beitrag von schattenhexe »

Auch bei uns war es nicht so dramatisch, aber für mich persönlich gesehen auch die absolute Katastrophe - wir haben von Einleitung über PDA bis hin zum (wachen) Kaiserschnitt alles mitgenommen, was wir nicht für uns wollten. Selbst das Geburtsdatum *hüstel*
Ich stille (immer noch) voll, aber auch bei uns gab es die ersten Tage ein paar Probleme.
Anfangs kam ich soweit gut mit der Situation zurecht, ich habe mich jederzeit gut beraten und aufgehoben gefühlt was die Geburt anging, obwohl ich ins Geburtshaus und auf keinen Fall in die Klinik wollte. Aber so nach und nach hab ich dann doch gemerkt, dass es enorm an mir frisst und in meinem Fall hat der Kaiserschnitt definitiv die Bindung beeinträchtigt. Ich hatte keinen klassischen Baby-Blues, ich konnte mich nur einfach nicht drüber freuen, weil die Ereignisse das Erlebnis emotional so dermaßen überschattet haben.
Nun ist meine Kleine fast 6 Monate alt und inzwischen sind auch die Freude und die Verbundenheit bei mir angekommen. Und das ganz sicher auch durch das Stillen. Ich könnte ewig mit ihr auf dem Sofa sitzen und sie beim trinken beobachten und mich beobachten lassen. Das ist toll.
Trotzdem merke ich aber, dass das nicht reicht für mich, um die Sache ad acta zu legen. Zumal sie mein erstes Kind ist und wir eigentlich gern noch mindestens ein zweites hätten. Ich habe jetzt eine Hebamme gefunden, die Trauma-Therapie rund um die Geburt macht und war auch schon dort. Ich bin mir sicher, dass ich mit ihrer Hilfe vieles werde auflösen und für mich verstauen können. Ganz wird man es nie loswerden, leider. Aber vielleicht kann dir so jemand auch helfen das Erlebte zu verarbeiten?

Ich drück dich, denn auch wenn wir hier deutlich glimpflicher davongekommen sind kann ich absolut verstehen wie du dich fühlst. Ihr schafft das!
"Nicht was wir erleben, sondern wie wir es empfinden, macht unser Schicksal aus."
Marie von Ebner-Eschenbach

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Nusserl
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Re: "heilt" stillen die seelische Kaiserschnittnarbe?

Beitrag von Nusserl »

ich hatte beim ersten Kind einen Kaiserschnitt. Absolut nicht dramatisch, da wegen BEL geplant. Aber ich fand es wahnsinnig schlimm, dass ich zum Zunähen 30 Minuten vom Kind getrennt war. Es hat auch einige Wochen gedauert, bis die Bindung da war. die ist ganz langsam gekommen. Bei den beiden anderen Kindern waren es Spontangeburten und durch den Hormonrausch war es diese herrliche Liebe auf den ersten Blick. Das fehlt mir immer noch. Aber insgesamt ist meine Bindung/ Beziehung zur Ältesten genauso gut wie zu den beiden anderen. Ich denke, dass ein KS und dann Trennung (15 Stunden sind natürlich ein anderes Kaliber als meine popelige halbe Stunde), zwar einen schwierigeren Start verursachen, aber das langfristig nicht schadet.

Mir persönlich haben viele Gespräche über den Kaiserschnitt geholfen es zu verarbeiten. Mit Fachpersonen und anderen Müttern. Einfach jedem, der zuhören wollte. Besonders mit meinem Mann.
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Re: "heilt" stillen die seelische Kaiserschnittnarbe?

Beitrag von Reh »

Nusserl, gerade bei dramatischen Verläufen ist der Mann leider nicht immer der richtige Ansprechpartner :( wann immer ich das Thema anspreche, heißt es nur "Ich bin einfach nur froh, dass ihr da beide gesund raus gekommen seid!" Und bei uns war es lange nicht so dramatisch wie bei Alice Löwenzahn.
Andere Mütter halte ich für schwierig, ich habe bis jetzt nur gehört "Hauptsache gesund, der Rest ist doch egal/ den Rest vergisst man dann" :|
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Re: "heilt" stillen die seelische Kaiserschnittnarbe?

Beitrag von Nusserl »

uih was sind das das alles für empathiebefreite Menschen?

Meinem Mann musste ich auch mein Problem erklären und zu Verstehen geben, dass er einfach nur zuhören muss. Andere Mütter waren da zum Glück von Vornherein verständnisvoller.
Wenn man im Umfeld niemand hat, der einem richtig zuhört, dann muss man sich eine Fachperson holen. Es gibt ja zum Glück Hebammen und Psychologen, die auf Geburtstrauma spezialisiert hat. Denn was traumatisch ist, entscheidet ja nicht das Umfeld, sondern die betroffene Person.
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