Traurigkeit und andere Probleme

Fragen und Antworten rund um das Thema Stillen

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Traubi
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Traurigkeit und andere Probleme

Beitrag von Traubi »

Hallo ihr Lieben!
Ich stille meine Tochter und bin immer kurz davor aufzgeben...
Ich leide unter dem dysphorischen Milchspendereflex (d-mer) und werde daher bei jedem Stillen äußerst unglücklich, gereizt, verzweifelt bis depressiv. Meine Hebamme konnte mir da leider nicht weiterhelfen. Ich konnte Berührungen meiner Brustwarzen noch nie ertragen und da habe ich nun den Salat. Momentan versuche ich mich während des Stillens irgendwie abzulenken was kaum möglich ist... Ich habe aber auch mal gute Tage an denen das Stillen ok ist, aber Freude empfinde ich dabei nie. Aber da ich meinem Baby gerne Muttermilch bieten möchte, mag ich es ertragen.

Desweiteren trinkt mein Baby nicht mehr richtig an der Brust. Oft trinkt sie, zieht erschrocken die Augenbrauen hoch und verschluckt sich dann. Danach wird empört geschrien. Aus diesem Grund pumpe ich gelegentlich ab, dann trinkt sie auch alles. Beim abpumpen stellte ich fest, dass aus der Brust sofort mehrere dünne Strahlen Milch schossen, teilweise auch eher schräg. Ist das normal?, müsste es nicht eher tropfen oder fließen und nicht so spritzen?
Genug Milch scheine ich zu haben, meine Tochter nahm bisher sehr gut zu und hat volle Windeln.

Mein anderes Problem ist, dass meine Tochter sehr ungeduldig ist und die 20sek bis die Milch aus der Brust fließt oft nicht abwarten kann. Manchmal wird sie dann so wütend, dass gar nichts mehr klappt. Sie ist sowieso immer sehr unruhig an der Brust, dockt häufig ab und an, dreht mit dem Kopf, jammert und krallt sich mit ihren Händen an mir fest.
Meistens wird das Stillen für uns zum abend hin immer schwieriger. Woran kann das liegen? Morgens und Mittags klappt es oft einwandfrei...Übetrage ich meinen Stress der sich über den Tag ansammelt vielleicht auf die Kleine?

Wie ihr seht habe ich viele Probleme und nicht viel Ahnung. Vielleicht hat ja jemand den ein oder anderen Tipp für mich!
Ich möchte unbedingt noch etwas durchalten!
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blueberry
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Re: Traurigkeit und andere Probleme

Beitrag von blueberry »

Liebe Traubi,

es tut mir leid, dass es Dir beim Stillen so schlecht geht :( . Das ist wirklich eine schwierige Situation und ganz und gar nicht selbstverständlich, dass Du Dich dennoch zum Weiterstillen entschieden hast! Kennst Du schon diesen Text zu D-MER? http://www.stillkinder.de/wenn-stillen- ... end-macht/ (dort sind auch Merkblätter verlinkt und eine englische Facebook-Gruppe zum Austausch unter Betroffenen).

Traubi hat geschrieben:Desweiteren trinkt mein Baby nicht mehr richtig an der Brust. Oft trinkt sie, zieht erschrocken die Augenbrauen hoch und verschluckt sich dann. Danach wird empört geschrien. Aus diesem Grund pumpe ich gelegentlich ab, dann trinkt sie auch alles. Beim abpumpen stellte ich fest, dass aus der Brust sofort mehrere dünne Strahlen Milch schossen, teilweise auch eher schräg. Ist das normal?, müsste es nicht eher tropfen oder fließen und nicht so spritzen?
Genug Milch scheine ich zu haben, meine Tochter nahm bisher sehr gut zu und hat volle Windeln.
Das klingt nach einem heftigen Milchspendereflex (MSR). Schau mal in unserer LINKSAMMLUNG STILLWISSEN im Thread "Unruhe an der Brust" - dort findest Du Tipps im Umgang damit.
Dass es beim gut funktionierenden Pumpen (oder Ausstreichen) in Strahlen aus der Brust spritzt statt zu tropfen ist aber nicht ungewöhnlich und auch kein Anlass zur Sorge.

Womit füttest Du die abgepumpte Milch denn zu - mit einer Saugerflasche?
Traubi hat geschrieben:Mein anderes Problem ist, dass meine Tochter sehr ungeduldig ist und die 20sek bis die Milch aus der Brust fließt oft nicht abwarten kann. Manchmal wird sie dann so wütend, dass gar nichts mehr klappt. Sie ist sowieso immer sehr unruhig an der Brust, dockt häufig ab und an, dreht mit dem Kopf, jammert und krallt sich mit ihren Händen an mir fest.
Neben dem heftigen MSR, der Verschlucken und An- und Abdocken verursachen kann, könnte die Ungeduld bis zum Einsetzen des MSR an einer beginnenden Saugverwirrung liegen. In der LINKSAMMLUNG findest Du auch zu diesem Thema Informationen. Erste und wichtigste Gegenmaßnahme wäre die Wahl einer STILLFREUNDLICHEN Zufüttermethode und das Weglassen aller künstlichen Sauger (auch Schnuller - verwendet Ihr da einen? Oder Stillhütchen?).

Warum genau fütterst Du denn zu?
Traubi hat geschrieben:Meistens wird das Stillen für uns zum abend hin immer schwieriger. Woran kann das liegen? Morgens und Mittags klappt es oft einwandfrei...Übetrage ich meinen Stress der sich über den Tag ansammelt vielleicht auf die Kleine?
Wie äußert sich das "schwieriger Werden" denn am Abend? Dass Babys am Abend unruhiger werden und z.B. Phasen mit Dauerstillen oder Weinen haben, ist nicht ungewöhnlich. Hast (und benutzt) Du ein Tragetuch/Tragehilfe zuhause?

Ich finde es ganz toll, dass Du trotz allem stillst. Viel Kraft für Dich! :D

LG, blueberry
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Amygdala
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Re: Traurigkeit und andere Probleme

Beitrag von Amygdala »

Hallo Traubi,

ojeh... da hast du ja ein Päckchen zu tragen.

Glücklicherweise kenne ich mich damit aus eigener Erfahrung nur teilweise aus; meine Kinder haben sich anfangs an der Brust auch immer verschluckt (das ließ sich bei mir beheben, indem ich vor dem Anlegen schon mal etwas Milch abpumpte und nach einigen Wochen pendelte sich der Milchfluss ein und das Problem löste sich in Wohlgefallen auf).

Die Traurigkeit beim Stillen kenne ich zum Glück nicht. Das stelle ich mir ganz schlimm vor.
Für mich ist das Stillen etwas Schönes. Ein ganz inniger Moment zwischen meinem Baby und mir - und ich finde den Blick, mit dem mein Kind mich beim Trinken anschaut, einfach wunderschön.
Es ist schade, dass du das nicht genießen kannst. Und ich finde es bewundernswert, dass du trotzdem bislang weiter gestillt hast.

Ich muss mal ganz dumm und unwissend nachfragen - beschränkt sich die Traurigkeit auf den Stillvorgang an sich? Oder ist sie an den Milchfluss "gekoppelt" (sorry für die blöde Ausdrucksweise)? Also, geht es dir beim Abpumpen psychisch genauso schlecht? Wie lange hält die Traurigkeit an?

Mein Gedanke wäre, ob es nicht eventuell eine Lösung wäre, abzupumpen und deinem Baby dann die Muttermilch aus der Flasche zu geben? Vielleicht ginge es euch damit besser und ihr könntet dann die gemeinsame Zeit beide genießen? Ich denke, deine Tochter merkt, dass es dir beim Stillen nicht gut geht - und das ist für euch beide nicht schön. Muttermilch ist toll - aber sie muss nicht unbedingt direkt aus der Brust kommen, sondern kann auch mit der Flasche gegeben werden.

Wie alt ist dein Baby?

LG
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deidamaus
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Re: Traurigkeit und andere Probleme

Beitrag von deidamaus »

@Amygdala: Die Traurigkeit ist bei d-mer an den MSR gekoppelt. Da hilft leider kein Abpumpen. Aber meist wird es mit der Zeit besser.

@Traubi: Ich finde es ganz toll, dass du trotz all den Schwierigkeiten weiterstillst. Hut ab. Ich hoffe für dich, dass es bald besser wird und du dich beim Stillen wohler fühlst.

LG
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blueberry
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Re: Traurigkeit und andere Probleme

Beitrag von blueberry »

Hallo Amygdala,

D-MER kommt nicht sehr häufig vor. Ich habe in meiner Antwort oben einen Link zu einem Info-Text eingefügt: für Traubi selbst (falls es darin Informationen geben sollte, die sie nicht sowieso schon selbst kennt), aber AUCH damit sie sich hier nicht erklären muss, falls sie das nicht möchte, und interessierte Mitleserinnen sich dort informieren können :wink: .
Amygdala hat geschrieben:Ich muss mal ganz dumm und unwissend nachfragen - beschränkt sich die Traurigkeit auf den Stillvorgang an sich? Oder ist sie an den Milchfluss "gekoppelt" (sorry für die blöde Ausdrucksweise)? Also, geht es dir beim Abpumpen psychisch genauso schlecht? Wie lange hält die Traurigkeit an?
Der verlinkte Text sagt dazu:
Das häufigste und wichtigste Symptom ist eine etwa 30 bis 90 Sekunden vor dem Beginn des Milchspendereflexes einsetzende Traurigkeit, die unterschiedlich stark sein kann und die nach wenigen Minuten vergeht.
[...]
Diese negativen Gefühle können vor jedem Milchspendereflex oder nur vor dem jeweils ersten Milchspendereflex während eines Still- oder Pumpvorgangs auftreten. Auslöser dabei ist nicht die Stimulation der Brustwarze durch das Saugen des Babys oder die Pumpe, sondern sie treten auch vor einem spontan einsetzenden Fließen der Milch auf, etwa durch Gedanken an das Baby oder wenn das Baby weint.
[Quelle]

LG, blueberry
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Re: Traurigkeit und andere Probleme

Beitrag von Ratze »

Hallo Traubi, ich kann dich so gut verstehen. Glücklich gemacht hat das Stillen mich auch nicht und macht es immer noch nicht. Beim Großen hatte ich jedesmal, wenn ich ihn angelegt habe so ein richtig tiefgehendes schlechtes Gefühl. Ich hab mich immer gefragt, wann denn die Glückshormone ausgeschüttet werden. Die kamen leider nie. Mit 6 Monaten hab ich ihn dann abgestillt. Hatte aber auch noch andere Gründe. Im Nachhinein ärgere ich mich darüber, vielleicht wär es ja noch besser geworden.
Jetzt stille ich schon das zweite Kind und es ist besser geworden. Zwar macht es mich immer noch nicht glücklich, aber das schlechte Gefühl ist weg.
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blueberry
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Re: Traurigkeit und andere Probleme

Beitrag von blueberry »

So, ich musste vorhin schnell weg zu meinem Baby, drum hatte ich schonmal abgeschickt. Hierzu möchte ich aber noch was schreiben:
Amygdala hat geschrieben:Mein Gedanke wäre, ob es nicht eventuell eine Lösung wäre, abzupumpen und deinem Baby dann die Muttermilch aus der Flasche zu geben? Vielleicht ginge es euch damit besser und ihr könntet dann die gemeinsame Zeit beide genießen? Ich denke, deine Tochter merkt, dass es dir beim Stillen nicht gut geht - und das ist für euch beide nicht schön. Muttermilch ist toll - aber sie muss nicht unbedingt direkt aus der Brust kommen, sondern kann auch mit der Flasche gegeben werden.
Vorweg zwei Dinge: Wenn aus irgendwelchen Gründen (zeitweise oder dauerhaft) nicht (voll)gestillt werden kann, ist es sicherlich eine ganz wunderbare Option, abgepumpte Muttermilch anders zu verfüttern :D - notfalls auch per Flasche - und dem Füttern von Pre vorzuziehen!
Andererseits steht es JEDER Mutter frei, zu entscheiden, ihr Kind statt zu stillen lieber mit Formula per Flasche zu ernähren, wenn sie das möchte. Dafür braucht sie keinerlei medizinische Gründe und es schmälert auch nicht ihre Mutterqualitäten.

Bei D-MER ändert es wie gesagt nichts an den negativen Empfindungen der Mutter, ob sie nun stillt oder pumpt. Auch wenn Du es sicher nicht so gemeint hast, amygdala, könnte man aus Deinem Posting den Gedanken herauslesen, dass es für ein Baby per se derart belastend sein müsste, wenn die Mutter beim Stillen traurig ist, dass es dann besser wäre, sie würde frohgemut die Flasche geben. Dem möchte ich deutlich widersprechen! Traubi kämpft für das Stillen - und das aus für ihr Baby körperlich wie seelisch guten Gründen :D .

(Zumal sich die Symptome nach einigen Monaten deutlich bessern können).

LG, blueberry
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Re: Traurigkeit und andere Probleme

Beitrag von Traubi »

Danke für eure Antworten! Meine Tochter ist morgen 6 Wochen alt.

Ich habe mir die Links aus dem ersten Beitrag schon angeschaut. Unbedingt möchte ich noch mal die Maßnahmen beim starken MSR probieren. Ich hatte da schon mal ein bisschen was versucht mit den verschiedenen Anlegetechniken, mich dabei aber nicht sonderlich geschickt angestellt. Der Link zu D-Mer beschreibt das ganze auch sehr treffend, genauso ist es bei mir und leider keine leichte Form. Es schwankt aber und da beim mir gerade hormonell etwas geschiet (ich merke es an starken Pickeln) hoffe ich, dass es nochmal besser wird.

Dass Abpumpen nichts an den Gefühlen an sich ändert stimmt. Aber für mich ist es trotzdem angenehmer.
1. Weil es schneller "vorbei" ist, denn meine Tochter braucht oft Pausen und nuckelt gerne auch einfach noch ein bisschen rum.
2. Es belastet mich, dass wenn ich meine Tochter im Arm halte und stille und sie sich so unglaublich wohl fühlt, dass ich verkrampft und frustriert dasitze und nur hoffe schnell durch zu sein. Ich denke, sie wird das auch irgendwann merken.
Bei diesen unschönen Gefühlen die Milchpumpe anzugucken ist da für mich einfacher... Ich hoffe man versteht ein wenig was ich meine.
Allerdings mochte ich auch schon früher (ohne Baby und MSR) die Berührung meiner Brust nicht, ich weiß nicht warum, aber das kommt auch noch dazu denke ich. Generell fällt es mir sehr schwer Körperkontakt zuzulassen wenn er von mir nicht gewünscht ist.

Ich füttere sie nur gelegentlich mit abgepumpter Milch. Besonders wenn sie abends gehäuft kommt und immer nur wenig trinkt, ist für mich alle paar Tage eine Grenze erreicht an der ich nicht mehr kann. Denn die negativen Gefühle kommen ja dann ständig auf. Dann Pumpe ich eine große Menge ab und füttere sie mit der Flasche (Medela Calma Sauger). So habe ich dann wieder ein bisschen Zeit mich zu sammeln.

Zur beginnenden Saugverwirrung:
Wenn sie eine hätte, was ja durchaus sein kann, bestünde diese dann dauerhaft?
Manchmal hampeln wir nämlich stundenlang rum (was natürlich auch die gewöhnliche abendliche Unruhe oder der starke MSR sein kann) und da glaube ich fast sie hätte vergessen was sie tun muss. Ein paar Stunden später (meist in dern frühen Morgenstunden) klappt dann wieder alles reibungslos...
Oskaya
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Re: Traurigkeit und andere Probleme

Beitrag von Oskaya »

Von D-Mer hab ich vorher noch nie was gehört, möchte auch deshalb dalassen, dass ich dich sehr tapfer finde und es ist bewundernswert, dass du so schon 6 Wochen gestillt hast.

Chapeau!!!!
Oskaya mit dem Rübling (03/11) und der Kleinen (06/13)
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Kirschquark
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Re: Traurigkeit und andere Probleme

Beitrag von Kirschquark »

Oskaya hat geschrieben:Von D-Mer hab ich vorher noch nie was gehört, möchte auch deshalb dalassen, dass ich dich sehr tapfer finde und es ist bewundernswert, dass du so schon 6 Wochen gestillt hast.

Chapeau!!!!
Das unterschreibe ich!
LG
Hannah
mit Mukolinchen *31.08.06 und Schlüpfling *03.01.13 und Sterngucker *03.09.16
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