Allergierisiko bei Einführung von Beikost minimieren

Was kommt nach dem Vollstillen?

Moderatoren: klecksauge, Mondenkind, deidamaus

Lenae
gut eingelebt
Beiträge: 34
Registriert: 07.06.2018, 10:47

Allergierisiko bei Einführung von Beikost minimieren

Beitrag von Lenae »

Hallo zusammen,

erstmal vielen lieben Dank für die ausführlichen Infos in eurem Beitrag viewtopic.php?f=176&t=208349&p=5037309& ... o#p5037309

zur Beikost. Mir sind schon einige Fragen beantwortet :)

Trotzdem habe ich noch Nachfragen zum Thema Allergien. Ich selbst habe einige Allergien (Pollen, Tierhaare. etc.) und auch Unverträglichkeiten (Gluten, Milch- und Ei-Eiweiß) und möchte für meinen Kleinen das Allergierisiko natürlich minimieren. Er ist jetzt 22 Wochen alt und nach meiner Beobachtung absolut beikostreif. Ich hab mich eigentlich gegen den Gedanken gewehrt, wollte lieber noch vollstillen ("mein Baby braucht doch nichts anderes") aber ich möchte ihm nichts verwehren, wenn er schon soweit ist. Also möchte ich es einfach ausprobieren, ihm etwas anbieten und schauen, ob er schon will oder noch nicht.

Im obigen Thread wird ja kurz auf das Thema Allergien eingegangen und gesagt, dass man auch die Dinge, auf die die Eltern reagieren, mit anbieten darf/soll. Ist das auch nach Empfehlung der WHO? Gibt es da Studien dazu? Wenn man recherchiert, sind die Infos recht gegensätzlich. Zwei, drei Artikel im Internet bestätigen, dass die Meinung, man solle Allergene vorerst meiden, revidiert sei und der frühzeitige Kontakt eher wie eine "Impfung" (Immunisierung) funktioniert. Im Buch "Babyjahre" von Remo H. Largo steht aber z.B. geschrieben "In Familien, in denen Allergien wie Hautekzeme, Asthma und Heuschnupfen vorkommen, ann einer frühzeitigen Allergisierung vorgebeugt werden, wenn die folgenden Nahrungsmittel im 1. Lebensjahr vermieden werden: Weizen, Soja, Eier, Fisch, Schokolade, Kakao, Nüsse und Südfrüchte." Ich hatte auch noch gehört, Babies und Kleinkinder sollten nach Möglichkeit keine bzw. kaum Erdnüsse oder Erdnuss-haltige Lebensmittel zu sich nehmen. Ich merke, ich bin sehr verunsichert.

Was ich schon gemerkt habe: Lebensmittel, auf die ich mit starken Blähungen und Verdauungsproblemen reagiere, rufen beim Kleinen auch Bauchweh oder vermehrtes Wieder-Ausspucken/Hochkommen der Milch hervor. Also da scheint er ja ähnlich zu reagieren wie ich, obwohl es ja keine direkte Aufnahme ist, sondern indirekt über die Muttermilch. Rein logisch hätte ich also gesagt, wenn er diese Lebensmittel direkt bekommt, müsste es ähnlich sein... auf der anderen Seite glaube ich auch an den Satz "Kinder viel im Dreck gespielt haben (= mit ganz vielen Dingen schon in Kontakt gekommen sind), sind die robustesten". Das würde ja bedeuten, das Risiko wird minimiert durch Kontakt zu Möglichst vielen verschiedenen Lebensmitteln.

Soweit ich weiß, reduziert das Stillen mit Muttermilch das Risiko, Allergien zu entwickeln schonmal deutlich. Ich habe auch gehört, es sei deshalb bei Kontakt mit Allergenen besonders wichtig, dass parallel dazu noch weiter gestillt wird (immer soweit möglich natürlich). Aber die Frage ist, ob das nun ausreicht - grade bei einer Mama, die halt selbst auf so einiges reagiert... Leider hatte ich auch Phasen, wo ich schon nahezu "paranoid" wurde, was Essen betrifft, weil gar nicht klar war, was meine andauernden Beschwerden auslöste. Zum Glück kann ich seit einiger Zeit wieder ein wenig gelassener damit umgehen, da meine Beschwerden sich verbessert haben. Denn ich möchte dem Kleinen unbedingt auch einen entspannten Umgang mit Essen vermitteln. Da ich einige Lebensmittel aber – unabhängig von meiner eigenen Unverträglichkeit – für sowieso nicht besonders gesund bzw. eigentlich nicht für den Menschen gemacht halte (Gluten z.B., gibt ja auch aktuelle Lektüre dazu oder Kuhmilch, ich glaube die ist eigentlich halt nur für Kuh-Babies gedacht!) würde mir das aber trotzdem schwerfallen bzw. möchte ich sie ihm auch nicht unbedingt in großer Menge oder regelmäßig geben.

Dickes Thema jedenfalls für mich, merke ich auch beim Schreiben… ich weiß nicht ganz, wie ich nun ran gehen will. Grundsätzlich finde ich halt auch schwierig, welchen Infos man da vertrauen kann. Wo kommen sie her – wer hat da ne Studie zu gemacht? Woher kommt es, dass da so viele teils gegenteilige Aussagen existieren? In vielen Fällen kann man ja „learning by doing“ oder nach dem Motto „einfach ausprobieren“ gehen. Aber in dem Fall finde ich das schwierig.

Wie sind eure Erfahrungen? Was meint ihr dazu bzw. wie geht ihr damit um?

Grüßle
die Lena
Lena mit Sohn 01/18
pqr
SuT-Legende
Beiträge: 8850
Registriert: 16.08.2015, 17:38

Re: Allergierisiko bei Einführung von Beikost minimieren

Beitrag von pqr »

Hallo

Das sind viele Fragen.
Ich fange mal mit der letzten an.
Die widersprüchlichen und häufig wechselnden Empfehlungen haben mit der Qualität der Studien zu tun. Es sind oft retrospektive Studien, (große), durchaus heterogene Kohorten, viele Faktoren, die gleichzeitig variieren...,etc. In diesen Bereich lassen sich Studien nicht so leicht gut aufsetzen und es gibt auch eine starke kulturelle Komponente.
Es gibt kaum, wahrscheinlich sogar keine auf Cochrane level (of evidence).
Viele Grüße
pqr

pqr mit Mini 04/2015
und Mini2 12/2017
pqr
SuT-Legende
Beiträge: 8850
Registriert: 16.08.2015, 17:38

Re: Allergierisiko bei Einführung von Beikost minimieren

Beitrag von pqr »

Die Empfehlung, Allergene im gesamten ersten Jahr zu meiden, ist auf jeden Fall überholt.
Die neuere These, Allergene im Zeitfenster zwischen 4 und 6 Monaten (stillend) einzuführen, wurde wahrscheinlich auch überbewertet. Es gibt für manche Allergene, z.b. Erdnuß, leichte positive Effekte, für Zölliakie wohl eher nicht. Insgesamt ist aber Genetik einer der stärksten Faktoren.
Wahrscheinlich spielt es dann gar keine so große Rolle, wann genau Du die Allergene gibt.

Dass Babys auf für die Mutter blähende Stoffe in der Muttermilch reagieren, ist nur ganz selten.
Dies ist nicht so bei den klassischen blähenden Lebensmitteln wie Zwiebeln, Knoblauch und Hülsenfrüchten so, die hier in Deutschland früher stillenden Müttern "verboten' wurden. (Welche Lebensmittel gemieden wurden, war interessanterweise auch kulturell verschieden in verschiedenen Ländern.)
Wenn es da echte Zusammenhänge gibt, dann handelt es sich eher um sowas wie Kuhmilch- oder Soyaprotein, das bei hochallergischen Kindern in Spuren Reaktionen auslöst.

Generell glaube ich, dass der Mensch ein robuster Omnivor ist, der sich an sehr unterschiedliche Nahrungsangebote anpassen kann.
Gluten und Kuhmilch sind nicht essentiell, man kann sicher ohne sie leben. Die Studienlage gibt es aber meiner Meinung nach nicht her, zu sagen, dass Gluten generell für Menschen, die keine Zölliakie haben, ungesund ist.

Langer Rede kurzer Sinn:
Ich würde breit und vielfältig anbieten, wenn beikostreif, mir mit dem Zeitfenster aber keinen Stress machen. Achte einfach auf die Signale Deines Kindes.
Viele Grüße
pqr

pqr mit Mini 04/2015
und Mini2 12/2017
Bumbine
hat viel zu erzählen
Beiträge: 204
Registriert: 03.09.2015, 20:57
Wohnort: Mannheim

Re: Allergierisiko bei Einführung von Beikost minimieren

Beitrag von Bumbine »

Hallo,

auf deinen Fragen habe ich keine wissenschaftliche Antworten. Aber: kennst du Baby-led-weaning? Es geht darum, Babys im beikostreifen Alter möglichst vielfältige Nahrungsangebote zu machen. Das Kind sucht sich dann intuitiv und instinktiv das aus, was es Verträgt (uns braucht) und lässt das, was es nicht verträgt, links liegen. Vielleicht wäre das eine Option? Dazu gibt es viele Informationen hier im Forum und auch gute Bücher. Vielleicht wäre das eine Option?
mit Frühchenbub (05/15, 28. SSW) auf der Hüfte und Spätchenmädchen (05/17, 42. SSW) vor dem Bauch
Grammatikfehler seien mir verziehen, ich bemühe mich sehr, bin aber Schwedin und blicke manchmal im Artikeldschungel nicht durch
Lenae
gut eingelebt
Beiträge: 34
Registriert: 07.06.2018, 10:47

Re: Allergierisiko bei Einführung von Beikost minimieren

Beitrag von Lenae »

pqr hat geschrieben: 22.06.2018, 21:20 Generell glaube ich, dass der Mensch ein robuster Omnivor ist, der sich an sehr unterschiedliche Nahrungsangebote anpassen kann.
Gluten und Kuhmilch sind nicht essentiell, man kann sicher ohne sie leben. Die Studienlage gibt es aber meiner Meinung nach nicht her, zu sagen, dass Gluten generell für Menschen, die keine Zölliakie haben, ungesund ist.

Langer Rede kurzer Sinn:
Ich würde breit und vielfältig anbieten, wenn beikostreif, mir mit dem Zeitfenster aber keinen Stress machen. Achte einfach auf die Signale Deines Kindes.


hallo pqr, danke für deine ausführlichen Antworten :) zu deinem ersten Post: ja das scheint mir die Frage - was ist da überhaupt "of evidence"... allerdings ist da eben mein Problem, dass ich nicht tief genug im Thema drin bin. Halt absolute (zwar interessierte) Laiin, aber keine Expertin. Also nicht weiß, was nun wissenschaftlich basiert/fundiert ist und was wirklich nur irgendwelche Ernährungs-"trends", die den Anschein haben, wissenschaftlich zu sein. Was das Gluten betrifft, meine ich z.B. solche Bücher wie "dumm wie Brot" oder "Weizenwampe"... wobei ich denke, dass es halt auch wieder auf das Maß ankommt, das oftmals abhanden gekommen ist. Von daher sollte ich wohl wirklich recht relaxed an die Sache ran gehen. Deine Antwort hat mich ein wenig entspannen lassen, danke :)
Lena mit Sohn 01/18
Lenae
gut eingelebt
Beiträge: 34
Registriert: 07.06.2018, 10:47

Re: Allergierisiko bei Einführung von Beikost minimieren

Beitrag von Lenae »

Bumbine hat geschrieben: 23.06.2018, 00:02 Hallo,

auf deinen Fragen habe ich keine wissenschaftliche Antworten. Aber: kennst du Baby-led-weaning? Es geht darum, Babys im beikostreifen Alter möglichst vielfältige Nahrungsangebote zu machen. Das Kind sucht sich dann intuitiv und instinktiv das aus, was es Verträgt (uns braucht) und lässt das, was es nicht verträgt, links liegen. Vielleicht wäre das eine Option? Dazu gibt es viele Informationen hier im Forum und auch gute Bücher. Vielleicht wäre das eine Option?
Hallo Bumbine und danke für deine Antwort :) ja, davon habe ich schon gehört, gelesen allerdings noch nichts. Wenn du schreibst möglichst vielfältige Nahrungsangebote - meinst du dann, zu einer Mahlzeit oder generell? Denn es gibt ja auch die Meinung, voerst immer nur einzelne Lebensmittel anzubieten. Z.B. mittags Zucchini, abends Spinat. Oder so. Ich werde in jedem Fall hier im Forum in der Suche mal gucken, was ich dazu finde. Danke :)
Lena mit Sohn 01/18
Lenae
gut eingelebt
Beiträge: 34
Registriert: 07.06.2018, 10:47

Re: Allergierisiko bei Einführung von Beikost minimieren

Beitrag von Lenae »

Bumbine hat geschrieben: 23.06.2018, 00:02 Hallo,

auf deinen Fragen habe ich keine wissenschaftliche Antworten. Aber: kennst du Baby-led-weaning? Es geht darum, Babys im beikostreifen Alter möglichst vielfältige Nahrungsangebote zu machen. Das Kind sucht sich dann intuitiv und instinktiv das aus, was es Verträgt (uns braucht) und lässt das, was es nicht verträgt, links liegen. Vielleicht wäre das eine Option? Dazu gibt es viele Informationen hier im Forum und auch gute Bücher. Vielleicht wäre das eine Option?
Nachtrag: ja scheint mir das Wichtigste, der Intuition meines Kindes zu vertrauen. Das Gute ist ja, dass sie bei den Kleinen noch nicht so verloren gegangen ist, wie oftmals bei uns... ;)
Lena mit Sohn 01/18
Jadzia
Profi-SuTler
Beiträge: 3760
Registriert: 15.07.2011, 21:10

Re: Allergierisiko bei Einführung von Beikost minimieren

Beitrag von Jadzia »

Ich bin Allergikerin aus einer Allergikerfamilie. Mein Opa war schon betroffen.


Dax wurde 4 Jahre gestillt, beste Prophylaxe und reagiert extrem auf Erdbeeren ( die ich vertrage)
und zeigt auch Anschien für eine Allergiekarriere.
Ich habe mir nie die Hoffnung gemacht, daß ich das verhindern könnte. Das halte ich für sehr unrealistisch.

Ich bin nicht gewillt worden und meine Allergien starteten später ( mit 8 Jahren) - Tscha.


Allergien sind nicht geklärt. Es gibt da verschiedene Theorien, aber warum das zur Volkskrankheit wird weiß man einfach nicht.
Lebensrisiko. Ich sehe es pragmatisch.
Alles kann, Liebe muss

Jadzia mit Dax (03/11)
Benutzeravatar
miracle
ist nicht mehr wegzudenken
Beiträge: 1072
Registriert: 23.07.2014, 18:55

Re: Allergierisiko bei Einführung von Beikost minimieren

Beitrag von miracle »

Hier das Gegenbeispiel:
Ich bin auch Allergikerin (Tierhaare, Heuschnupfen, Nüsse).
Wir haben bei beiden Kindern BLW praktiziert, und zwar wirklich völlig ohne Plan. Wenn wir am Familientisch gegessen haben (egal wann), hat das Kind halt etwas geeignetes davon angeboten bekommen (etwas weiches, wenig gewürztes, frisches Obst / Gemüse, ...). Wenn es probiert wurde, war es gut, wenn nicht, auch. Gestillt wurden beide etwa 1,5 Jahre.
Sie knuddeln stets ausgiebigst die Tiere der Nachbarn, springen im mannshohen Gras rum und essen Nüsse. Bisher ohne jegliche Allergieanzeichen.
Wunder gescheh'n ... wir dürfen nicht nur an das glauben, was wir seh'n!

Kleines Wunder 05/2014 (SSW 31+1 / 1080g)
Zweites Glück 11/2016 (SSW 36+3 / 1990g)
Süßer Fratz 12/2018 (SSW 37+2 / 2830g)
Nesthäkchen 02/2021 (SSW 38+1 / 2970g)
und die Zwillings-Sternchen 08/2015
Bumbine
hat viel zu erzählen
Beiträge: 204
Registriert: 03.09.2015, 20:57
Wohnort: Mannheim

Re: Allergierisiko bei Einführung von Beikost minimieren

Beitrag von Bumbine »

Lenae: der Vorteil an BLW ist ja, dass du das Angebot bestimmst, das Kind wiederum nur das probiert, was es möchte.
miracle hat geschrieben: 23.06.2018, 19:37 ...und zwar wirklich völlig ohne Plan. Wenn wir am Familientisch gegessen haben (egal wann), hat das Kind halt etwas geeignetes davon angeboten bekommen (etwas weiches, wenig gewürztes, frisches Obst / Gemüse, ...). Wenn es probiert wurde, war es gut, wenn nicht, auch.
So würde ich das handhaben :D

Erfahrungsgemäß wird am Anfang fast nur Obst/Gemüse probiert, mit der Zeit wird man als Mutter mutiger und traut sich mal eine Nudel oder ein Stück Brötchen hinzulegen. Mit der Zeit steigert sich das und am Ende bekommt das Kind ein bisschen von allem. Wenn es kategorisch Sachen mit z.B Gluten meidet, kann man ja dann überlegen, ob eine Allergie/Unverträglichkeit doch besteht.
mit Frühchenbub (05/15, 28. SSW) auf der Hüfte und Spätchenmädchen (05/17, 42. SSW) vor dem Bauch
Grammatikfehler seien mir verziehen, ich bemühe mich sehr, bin aber Schwedin und blicke manchmal im Artikeldschungel nicht durch
Antworten

Zurück zu „Beikost und Familientisch“